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Türkei 2006: Lykische Küste"Ich will mal in der Sonne segeln" - das war ein Fazit nach unserem Folkeboot-Törn in der Dänischen Südsee im letzten Jahr. Türkei, östliche Ägais, lykische Küste, Ende Juli/Anfang August - sonnensicherer geht es kaum. Bereits im Winter 2005 haben wir über EGO eine Elan 333 von Argolis ab Göcek für den Zeitraum vom 22. Juli bis zum 5. August reserviert. Die erste Woche des Törns werden uns unsere Freunde Claudia und Johann begleiten. Danach gehen die beiden in Fethiye von Bord und über zum Hotelurlaub. Die zweite Woche werden wir dann alleine auf der Yacht verbringen. Der Törn im ÜberblickInsgesamt legen wir bei diesem Törn 303 Seemeilen zurück. Über das Seegebiet haben wir uns unter anderem auf der Homepage von Udo Hinnerkopf (www.insidersegeln.de) informiert. Sehr zu empfehlen! Außerdem haben wir uns während unseres diesjährigen Aufenthalts in Istanbul ein paar aktuelle türkische Seekarten besorgt. Hilfreich war hier insbesondere die große Karte der Bucht von Fethiye (türkische Seekarte 3122), die wesentlich genauer und aktueller als die an Bord befindlichen Imray-Tetra-Karten ist. Als Törnführer nutzen wir das Buch "Türkische Küste. Ostgriechische Inseln" von Andrea Horn und Wyn Hoop. Auch dieses ist recht informativ, leider jedoch teilweise nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand (es fehlt z.B. die moderne ECE Marina Fethiye).Teil 1 (174 sm, weiße Pfeile): Ausgehend von Göcek nach Südosten über die Buchten Manastir Koyu und Kalavesi Koyu (Gemiler Adasi) in die Marina Kalkan. Von dort weiter in die Bucht Bayindir bei Kas. Rückweg über die Buchten Yesilkoy (bei Kalkan), Gemiler Adasi und Drachenbucht. Von dort nach Fethiye. Teil 2 (129 sm, gelbe Pfeile): Von Fethiye nach Nordwesten über die Drachenbucht, Maden Iskele und Marmaris bis nach Gerbekse. Zurück über Kapi Koyu nach Göcek. Tag 1: Göcek - Manastir KoyuWir starten am frühen Morgen um kurz nach sechs mit kleinen Augen von Hannover aus in Richtung Dalaman. Dort angekommen nehmen wir uns ein Taxi in Richtung Göcek. Das klappte reibungslos - der Taxistand am Flughafen ist gut organisiert - und war auch preislich im Rahmen (55 YTL, ca. 30 EUR). Gegen halb 12 treffen wir in der Port Marina Göcek ein. Es ist irre heiß! Wir sind Hitze zwar bereits durch die letzten sehr heißen Wochen in Deutschland gewöhnt, aber hier ist es noch mal ein paar Grad wärmer.Die Tyrintha, eine Elan 333, liegt an der Außenseite der Marina am äußersten Ende des Steges. Wir karren erst mal unsere Taschen dorthin. Das Boot wird noch gereinigt. Gegen 12:40 kommt Sarp, der Base Manager von Argolis, zu uns auf den Steg, um die Bootsübergabe durchzuführen. Petra und ich checken das Boot, Claudia und Johann kümmern sich in der Zwischenzeit um den Einkauf. Nach eine guten Stunde sind wir mit dem Boot durch, das Formale ist auch schnell vollbracht und es könnte eigentlich losgehen. Sarp möchte nur noch schnell einen Ölwechsel machen ... Leider dauert das länger als erwartet, weil beim Wechseln des Ölfilters ein Dichtungsring kaputt geht. Sarp und ein Techniker schwitzen unter Deck, um das Teil zu reparieren - wir machen es uns in der Zwischenzeit im Strandrestaurant der Marina gemütlich. Kaum drei Stunden später können wir dann endgültig an Bord. Es riecht noch etwas nach Diesel, aber der Geruch verfliegt zum Glück nach relativ kurzer Zeit. Die Enge an Bord ist wieder mal gewöhnungsbedürftig, aber bald ist alles unter Deck verstaut und es kann losgehen. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung legen wir ab. Während des Auslaufens melden wir uns auf VHF 73 noch bei der Port Marina ab. Man wünscht uns einen schönen Törn. Das Meer liegt vor uns ... Unser Tagesziel ist die nur 8 Seemeilen entfernte Ankerbucht Manastir Koyu im Westen der Bucht von Fethiye. Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit lassen wir die Segel für heute noch im Sack und laufen die Strecke unter Motor. Gegen 19:05 erreichen wir die Bucht. Die Spannung steigt: Zum ersten Mal ankern mit Landleine. Ein Nachbarboot gibt Tipps, wann der Anker fallen sollte. Aha, doch soooo weit draußen? Hatten wir ja auch gelesen, dass man in diesem Gebiet deutlich mehr Kette stecken sollte, als man sonst so gewohnt ist. Aber in der Praxis muss man erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, wie weit weg vom Ufer das tatsächlich ist. Es ist ziemlich weit! Dann der zweite Akt: Die Landleine. Johann und Claudia steigen todesmutig ins Dingi und paddeln die Leine an Land. Dort werfen sie den Palstek über einen Felsen und bringen uns das freie Ende zurück. Festzurren, belegen, fertig! Es ist 19:25 und wir nehmen das erste Bad im Mittelmeer. Herrlich!! In der Bucht befindet sich auch ein Restaurant, aber wir sind noch satt vom Nachmittagssnack und beschließen, an Bord zu bleiben. Abends genießen wir den wunderschönen Sternenhimmel (diese Anblick begleitet uns während des gesamten Törns). Ein paar Sternschnuppen sind auch dabei ... Tag 2: Manastir Koyu - Kalavezi Koyu (Gemiler Reede)Die Sonne weckt uns gegen 08:00. Der erste Kaffee an Bord, das erste Frühstück unter freiem Himmel. Und der erste Segeltag liegt vor uns. Um 10:40 lichten wir den Anker und machen uns auf den Weg Richtung Südosten. Um 11:05 legen wir noch eine kleine Sicherheitsübung ein. Boje über Bord. Jeder darf mal. Auch Claudia und Johann fahren ihre ersten Manöver und bekommen ein Gefühl für das Boot. Um 11:45 geht es weiter und um 12:00 ist es dann endlich Zeit, die Segel zu setzen. Der Wind kommt aus SW mit anfänglich etwa 3 Bft. Nach einer Stunde ist er so weit aufgefrischt, dass wir das erste Reff einlegen. Nach einer weiteren Stunde haben wir Gemiler Reede erreicht, der Wind lässt nach und wir bergen die Segel.Zunächst versuchen wir, nördlich der Insel Gemiler zu ankern. Aber der Anker hält auch beim dritten Versuch nicht und es ist hier ohnehin sehr voll mit Gulets, Badegästen und jungen Männern in Motorbooten, die uns bedrängen, doch später in eines der Restaurants zu kommen. Wir probieren es eine Bucht weiter (Kalavezi). Hier ist es deutlich entspannter. Wir ankern mit viel Kette und Landleine nach Osten. Der freundliche Eismann (im Motoboot) bringt unsere Landleine ans Ufer. Dafür kaufen wir ihm natürlich sein Eis ab. Ich traue dem Anker nicht so recht, wie bringen zur Sicherheit noch einen zweiten Anker aus. Der Eismann lacht uns aus, aber das hält nun wirklich bombensicher und ich kann besser schlafen. Zu uns gesellt sich noch ein Österreicher mit einer Oceanis 331 und noch eine weitere Yacht. Damit ist die Bucht praktisch belegt. Gemeinsam mit unserem Nachbarn legen wir auch noch eine zweite Landleine - zu seiner Beruhigung. Dafür reicht er uns am nächsten morgen noch zwei Bier herüber. Die Bucht ist ganz ruhig, nur nachts kommt ein wenig Schwell auf. Als Ankerplatz auf jeden Fall empfehlenswert. Tag 3: Kalavesi Koyu - KalkanHeute liegt ein langer Schlag vor uns. Wir wollen ins 34 Seemeilen entfernte Kalkan. Dazwischen liegen die Yedi Burunlar (7 Kaps). Auf der ganzen Strecke gibt es keinen geeigneten Ankerplatz. Der Wind kommt aber auch heute aus westlicher Richtung und wird uns daher auf unserem Kurs unterstützen. Wir starten gegen 11:30. Bereits auf dem Weg zum ersten Kap (Kötü Bu.) setzen wir die Genua als Stützsegel unter Motor. Das bringt ca. 1 Knoten an zusätzlicher Geschwindigkeit. Ab 14:00 segeln wir ohne Motor auf Schmetterlingskurs (mit Bullenstander) Richtung Südosten. Wir passieren die sieben Kaps und die darauf folgende lange Sanddüne mit einem riesigen Strand. Unter uns wechselt das Wasser die Farbe und leuchtet hellgrün. Gegen 16:25, das Wasser ist mittlerweile wieder tiefblau, bergen wir die Segel und motoren die letzten 8 Seemeilen bis nach Kalkan.Im Hafen von Kalkan winkt uns der Hafenmeister an die östliche Kaimauer in eine winzige freie Stelle zwischen einer Yacht und einem Ausflugsboot. Die Crew kann es kaum glauben, dass wir da reinpassen, aber wir quetschen uns vor Anker dazwischen und liegen recht passabel.
Über dem Hafen liegt ein Hauch von Verwesung. Immerhin, hier gibt es Wasser und Strom (Adapter beim Hafenmeister). Dafür nimmt man uns 50 YTL ab - Duschen und Toilettenbenutzung nicht inbegriffen. Ganz schön dreist! Johann und ich sparen uns die Dusche und gehen stattdessen vor der Außenmole am Yachtclub eine Runde schwimmen. Dort gibt es auch eine Stranddusche, mit der wir uns das Salzwasser abspülen. Keine Ahnung, ob die kostenlos sein sollte ... aber uns hat keiner nach Geld gefragt :-) Abends suchen wir uns ein nettes Restaurant mit Blick über die Bucht. Das Essen ist gut, der Wein ebenfalls. Zum Abschluss nehmen wir noch einen Raki in einer Bar am Hafen. Alles sehr relaxed ... Tag 4: Kalkan - Bayindir Lim. (Kas)An diesem Morgen gehen wir zum Frühstück in eines der Hafencafes. Das erste Cafe, das wir aufsuchen, hat noch gar nicht so richtig auf. Es sind zwar schon zwei Jungs dabei, die Tische zurecht zu rücken und sie fordern uns auch gleich auf, Platz zu nehmen. Als wir fragen, was es denn zum Frühstück gibt, wird es schwierig. Der Chef ist noch nicht da und ohne Chef sind die beiden nicht in der Lage, uns Auskunft über das Angebot zu geben. Nach einer Viertelstunde vergeblichen Wartens gehen wir ein Cafe weiter. Dort klappt es dann einigermaßen mit dem Frühstück.Zwischendurch muss ich immer wieder aufstehen und nach dem Boot sehen, denn die ersten Gulets legen ab und ich vermute, dass unser Anker (wie auch die meisten anderen) früher oder später irgendwo dazwischen hängt. Irgendwann ist es dann tatsächlich so weit. Eine Gulet hat ihren Anker unter unserer Ankerkette. Beim Aufholen zieht sie unsere Kette samt Anker noch quer über die Ketten der beiden Nachbarboote. Ich gebe etwas Kette nach und nach einigem hin und her kommt die Gulet frei. Wir besprechen mit unseren Nachbarn, dass wir nun als nächste ablegen, was uns auch ohne weiteren Ankersalat gelingt. So sind wir um 11:00 Uhr unterwegs in Richtung Kas. Wir segeln etwa drei Stunden, wobei wir raumschot vor dem Wind nach Osten kreuzen. Gegen 14:50 erreichen wir die Bucht von Kas. Nach der eher abschreckenden Erfahrung mit dem Hafen von Kalkan beschließen wir, nicht Kas direkt anzulaufen, sondern in der südlich von Kas gelegenen Bucht Bayindir zu ankern. Eine gute Entscheidung. Wir liegen einsam im südöstlichen Teil der Bucht direkt unter einem lykischen Felsengrab. Ein super Platz. Absolut ruhig, Schatten am morgen, toller Ausblick! Diese Bucht ist einer der schönsten Plätze des gesamten Törns. Weiter draußen, etwa in der Mitte der Bucht, ankert eine britische Mega-Yacht. Ob Royals an Bord sind? Ich meine, eine Frau mit roten Haaren erkannt zu haben? Fergie??? In der Bucht befindet sich auch ein kleines Restaurant. Dort setzen wir mit unserem Dingi unter Motor zum Abendessen über. Wir sind praktisch die einzigen Gäste (neben der Familie) und haben den Eindruck, extra für uns wird die Küche noch mal angeworfen. Unseren Müll dürfen wir auch dort lassen. Sehr nett. Und das Essen ist absolut in Ordnung. Fröhlich geht es nach Einbruch der Dunkelheit im Dingi wieder zurück zum Schiff, wo wir - wie fast jede Nacht - den Abend mit einem leckeren Getränk unter einem grandiosen Sternenhimmel ausklingen lassen.
Nachts horche ich immer wieder nach draußen: Alles ist ruhig, die Wellen plätschern leise, die lykischen Totengeister verweilen in ihrer Felsengruft und lassen die arglosen Segler in Frieden ... Tag 5: Bayindir Lim. - Yesilkoy Lim. (Kalkan)Das beste heute morgen: Schatten!!! Endlich mal im Cockpit frühstücken, ohne mit den Spiegeleiern um die Wette zu brutzeln! Um Kurz nach zehn brechen wir auf, fotografieren im vorbeifahren noch mal kurz die Megayacht und machen uns auf den Rückweg Richtung Nordwesten.In der Bucht von Kas liegt die Rainbow Warrior von Greenpeace. Eine echte Berühmtheit, die wir uns natürlich aus der Nähe ansehen. Ich überlege noch, ob wir sie kurz anfunken sollen, um unsere Unterstützung für Ihre Arbeit auszudrücken, da kommt mir jemand anderes zuvor:
Um kurz nach 11 setzen wir die Segel und kreuzen nach NW. Es macht Riesenspaß. Der Wind frischt von anfänglichen 3 bft auf 5 bft auf. Wir reffen und rauschen trotzdem in der Spitze mit 6,8kn gegenan. Geil! Gegen 15:10 fällt der Anker in der Bucht Yesilkoy, westlich von Kalkan. Ein netter Gulet-Kapitän gibt uns noch einen Tipp, wo wir am besten den Anker ausbringen. Wieder eine dieser schönen ruhigen Buchten, in der allerdings auch schon einige andere Yachten liegen. Irgendwann wird es unruhig. Fallböen setzen ein und kommen genau von der Seite. Die ersten Skipper legen ihre Yacht an andere Plätze. Wir bleiben, bringen aber zur Sicherheit den zweiten Anker nach Luv aus. Ob das auch hält? Ich peile in regelmäßigen Abständen die Bergspitze, die uns gegenüberliegt. Die Peilung steht. Aber so recht wohl ist mir nicht dabei. Nachts stelle ich mir den Wecker alle zwei Stunden. Auch dazwischen werde ich immer wieder wach und sehe nach dem rechten. Aber das Boot bewegt sich keinen Zentimeter vom Ankerplatz weg. Sei es drum: Lieber schlecht geschlafen, ohne dass was passiert, als eingepennt und auf dem Felsen wieder wach geworden! Tag 6: Yesilkoy - Gemiler ReedeEs zieht uns weiter in Richtung NW. Vor uns liegt der lange Rückweg an den 7 Kaps vorbei - diesmal allerdings gegenan. Wir brechen zeitig um 08:40 auf und motoren gegen Wind und Welle. Es zieht sich! Erst gegen 13:00 haben wir das letzte der 7 Kaps, Kötü Burnu, passiert und nehmen Kurs auf den ersten im Westen der Gemiler Bucht gelegenen Ankerplatz hinter der kleinen Insel Karacaören. Ursprünglich hatten wir noch vor, Ölü Deniz anzusteuern. Übernachten kann man da in der gegenüberliegenden Bucht aber eher schlecht, und so ziehen wir einen sicheren Platz (mit Restaurant) vor.Kaum laufen wir in die kleine Ankerbucht ein, kommt ein junger Mann im Motorboot und hilft uns beim festmachen an den Muringtonnen. Ist kostenlos, aber dafür wird erwartet, dass wir im Restaurant was essen. Kein Problem, hatten wir ohnehin vor. Kurz vor fünf holt uns der kleine Bruder des jungen Mannes mit seinem Motorboot ab und bringt uns an Land. Dort erwartet uns ein gemütliches kleines Restaurant mit grandiosem Ausblick. Das Essen ist sehr gut, der Wein ... na ja. Aber insgesamt durchaus zu empfehlen. Nach dem Essen bringt uns der kleine Bruder wieder zurück zur Yacht. Das heißt, er hätte das gerne getan. Auf halber Strecke geht ihm der Sprit aus. Ein Paddel hat er auch nicht dabei. Es ist ihm sichtlich peinlich, aber er lacht - wir sowieso!! Sein großer Bruder kommt angerauscht, wir dürfen umsteigen und er bringt uns wieder an Bord der Tyrintha. Auf dem Rückweg macht er wieder halt bei seinem Bruder, reicht ihm ein Paddel und zieht mit einem Grinsen im Gesicht von dannen.
Tag 7: Gemiler Reede - Drachenbucht (Büyükaga Koyu)Am nächsten Morgen lassen wir uns Zeit mit dem Aufbruch. Erst gegen 11:10 legen wir ab. Zunächts machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Bucht gegenüber von Ölü Deniz. Dort beobachten wir ein Ultraleichtflugschlauchboot - sowas gibt es wohl nur in der Türkei, in Deutschland jedenfalls undenkbar :-)
Um 13:00 lichten wir den Anker und steuern die Bucht von Fethiye an. Unser Ziel ist der südliche Teil der Bucht Kuyruk auf der Westseite der Bucht von Fethiye. Der Weg dorthin gestaltet sich in seglerischer Hinsicht wieder einmal genial: 3 bis 5 Windstärken, 6,5kn Speed, das macht echt Laune! Gegen 16:15 erreichen wir unser Ziel und ankern. Zum ersten mal führen Petra und ich das Ankermanöver vollständig alleine durch. Ab übermorgen bleibt uns ja auch nichts anderes mehr übrig. Eine nette Bucht. Wir schwimmen (wie fast immer) erst mal eine Runde um das Boot und genießen den Nachmittag. Gegen 19:00 kommen heftige Fallböen über den Berg und drücken wieder quer auf das Schiff. Diesmal hält der Anker leider nicht. An der Kette ist deutlich zu spüren, wie der Anker ruckweise über den Grund gezogen wird, wenn eine Bö am Boot zerrt. Wir versuchen es noch zweimal in dieser Bucht, werfen alles an Kette raus, was wir haben, aber der Anker will einfach nicht halten. OK, das scheint nicht unsere Bucht zu sein. Wir verholen uns in die benachbart gelegene Drachenbucht (südl. Teil) . Auch hier stecken wir die ganze Kette. Diesmal hält der Anker. Außerdem sind die Böen hier nicht so heftig. Um 20:15 liegen wir endgültig fest. Nachts steht in der Bucht etwas Schwell, aber alles hält.
Tag 8: Drachenbucht - Fethiye (ECE Marina)Der erste Teil unserer Reise nähert sich dem Ende. Heute werden Claudia und Johann in Fethiye von Bord gehen und ihre zweite Woche Urlaub im Hotel antreten. Petra und ich werden die zweite Woche alleine auf der Tyrintha unterwegs sein und den Nordwesten erkunden.Um 10:45 machen wir uns auf den Weg, um die Bucht von Fethiye zu überqueren. Je näher wir uns auf Fethiye zu bewegen, desto stärker wird der Wind. Zwischen der Fethiye vorgelagerten Insel Kizil und der Einfahrt nach Fethiye bildet sich eine Düse. Das Segeln ist entsprechend sportlich und macht richtig Spaß. Erst in der eigentlichen Stadtbucht von Fethiye lässt der Wind spürbar nach und wir werfen den Motor wieder an. Gegen 13:15 erreichen wir die moderne ECE Marina von Fethiye. Sie liegt westlich vom Yachtkai und ist in den älteren Seekarten (und in unserem Törnführer) noch nicht eingezeichnet. Über Funk melden wir uns an und warten im Bereich der Einfahrt auf das Pilot-Boot. Nach ein paar Minuten kommen zwei fröhliche junge Männer zu uns herangerauscht und heißen uns herzlich willkommen. Wie lange wir denn bleiben möchten? Nur eine Nacht? Oh, das tut Ihnen leid, aber für nur eine Nacht vergeben sie hier keine Liegeplätze. Während mir noch die Gesichtszüge entgleiten und ich irgendwas wie "Können wir wenigsten Wasser bunkern?" rausquetsche, lacht sich der lustige Mann im Boot halb kaputt: "Sorry, I was only joking! Just follow me!" Wir bekommen einen prima Liegeplatz, die Jungs im Boot helfen uns rührend beim Anlegen, Strom und Wasser sind - natürlich - direkt am Steg vorhanden. Der Spaß kostet uns ganze 41 YTL - Luxusduschen in der Marina inklusive! Da könnte man sich in Kalkan mal 'ne Scheibe von abschneiden ... Gegen 15:00 gehen Claudia und Johann von Bord, um ihr Hotel aufzusuchen. Wir nutzen die Gelegenheit und machen ausgiebig klar Schiff. Saubermachen, duschen, einkaufen. Kaum sind wir fertig, sind die beiden auch schon wieder da. Den Abend wollen wir noch gemeinsam verbringen. Wir finden ein schönes Restaurant am Eingang zur Fußgängerzone. Nicht gerade superbillig, aber sehr gut. Später fallen wir auf dem Weg zur Marina noch in einer Bar ein und leeren fröhlich zwei Mega-Rakis. Dann heißt es Abschied nehmen. Petra und ich machen uns alleine auf den Weg zurück an Bord. Tag 9: Fethiye - DrachenbuchtDer erste Tag alleine (zu zweit) an Bord. Wir lassen uns noch Zeit mit dem Ablegen. Auf dem Weg in die Stadt (um türkische Süßwaren zu kaufen) komme ich an der Marinatankstelle vorbei. Gerade macht eine dicke Motoryacht dort fest. Als ich eine halbe Stunde später zurückkomme, ist deren Tankvorgang fast beendet: 1.400 Liter! Scheich müsste man sein.Um 12:00 legen wir ab. Über Funk bedanken wir uns noch mal freundlich bei der Marina für den guten Service. Man wünscht uns gute Fahrt. Der Wind in der Bucht von Fethiye ist gegen Mittag recht frisch. Wir legen 1 Reff ein und kommen trotzdem zügig vorwärts. Um 13:35 lässt der Wind etwas nach. Wir reffen wieder aus und segeln mit 6kn hoch am Wind Richtung Westen. Eigentlich ist unser Ziel Kapi Koyu, aber weil wir am nächsten Tag weiter Richtung Westen und raus aus dem Golf von Fethiye wollen, steuern wir doch wieder die Drachenbucht an. Gegen 15:00 schläft der Wind ein. Die letzten 50 Minuten legen wir unter Motor zurück. Um 15:55 liegen wir fest vor Anker und Landleine in der Drachenbucht - fast an der gleichen Stelle, wie vorletzte Nacht. Nachmittags wärmen wir uns Nudeln mit Thunfisch auf. Abends genießen wir den beeindruckenden Sternenhimmel bei Musik und Rotwein. Da ... schon wieder eine Sternschnuppe ...
Tag 10: Drachenbucht - Maden IskeleAuf zu neuen Ufern. Heute geht es Richtung Westen mit Fernziel Marmaris. Als erste Zwischenstation dorthin wollen wir Maden Iskele anlaufen. In der dortige Privatmarina "My Marina" soll es ein sehr gutes Restaurant geben. Wir machen uns um kurz nach zehn auf den Weg und umrunden das Kap Kurtoglu unter Motor. Westlich von der kleinen Insel Nar Adasi (die aussieht wie ein Krokodil) setzen wir die Segel. Der Wind ist zwar eher schwach, aber für die nächsten knapp drei Stunden ausreichend. Westlich des Kaps Disibilmez nehmen wir das Tuch wieder ab und halten direkt auf das nördlich gelegene Ziel, die Buch von Ekincik, zu. Maden Iskele erreichen wir gegen 16:00 und machen vor Anker mit Leinen zur Pier fest. Rechts und links neben uns liegen eine Reihe weiterer Yachten. Alles sieht äußerst gepflegt aus. Aber es kommt kein Marinapersonal. Schade, das sagenumwobene Restaurant (und damit auch die Marina) hat gerade zu. Man munkelt von einem neuen Investor ...Direkt neben uns liegt ein großer Kat von Moorings. Skipper Gerd fragt uns nach unserem Bootsmannstuhl. Sie möchten "etwas Spaß haben". Kein Problem, aber nur, wenn ich auch mal in den Mast gezogen werde. Wenig später finden wir uns alle auf dem Vorschiff des Kats ein, Leinen werden angelegt, Winschen werden bedient und Männerschweiß strömt über muskelbepackte Oberarme und vom Biergenuss modellierte Bäuche. Keine schlechte Aussicht, hier oben. Nur auf die Wespen möchte man in dieser Höhe gerne verzichten. Tag 11: Maden Iskele - Marmaris (Netsel Marina)Wir sind relativ früh auf den Beinen. Um 10:10 legen wir ab und nehmen Kurs auf Marmaris. Das militärische Sperrgebiet auf dem Weg dorthin umfahren wir. Der Wind ist heute leider sehr schwach, an segeln ist daher nicht zu denken. Um 12:10 bemerken wir einen blinden Passagier an Bord. Eine kleine Fledermaus hatte sich in unsere Genua zum schlafen gehängt. Nun ist sie wach geworden und umflattert aufgeregt das Boot. Sie begleitet uns etwa eine Stunde, dann zieht es sie zum nahegelegenen Land.
Um 14:00 liegen wir fest in der modernen Netsel Marina von Marmaris. Auch hier wurde uns vom Marinapersonal beim Anlegen geholfen. Der Wind drückt hier in der Marina direkt seitlich auf das Boot und wir bringen eine zusätzliche Leine aus. Neben uns liegen zwei Jungs aus Holland, die uns die Leinen abgenommen haben. Wir bedanken uns mit eiskaltem Bier. Hat auch was Gutes, wenn man den ganzen Tag motort: Ein Kühlschrank mit optimaler Betriebstemperatur. Abends schlendern wir zunächst durch das nette Städtchen Marmaris. Hier ist ganz schön was los, viel Trubel, laute Musik, aber insgesamt eine sehr angenehme und fröhliche Atmosphäre. Zum Abendessen gehen wir in ein Restaurant mit weißen Tischdecken, vom Yachthafen kommend direkt rechts hinter der Brücke am kleinen Fischerhafen. Irgendwie scheinen die beiden Kellner einen Narren an uns gefressen zu haben. Sie sind unheimlich nett. Als ich Adana Kebab (landestypisch sehr scharf) bestelle, macht der eine vor Begeisterung fast einen Luftsprung. Fehlt nur noch, dass er mich beim Essen anfeuert. Als wir das Hauptgericht hinter uns haben, kommt ein Kellner mit einem Riesentablett Weintrauben und Eis. Wir wollen schon abwinken, aber er macht uns klar, dass das alles aufs Haus geht und wir unbedingt probieren müssen. Ok, wir bestellen zwei Raki ... "Raki? Ja, super, Raki!!!" Der Kellner flippt fast aus ... es ist einfach klasse. Kaum haben wir die Weintrauben (zur Hälfte) aufgegessen, kommt der Raki und dazu - muss einfach sein! - Wassermelone auf Eiswürfeln! Wir platzen gleich, aber es schmeckt super. Als uns der eine Kellner dann auch noch - stellvertretend für alle Deutschen - zu der super Fußball-WM beglückwünscht und sich bedankt, kommen uns fast die Tränen vor Rührung. Ob die gemerkt haben, dass heute unser 17ter Jahrestag ist? Egal, es ist richtig schön.
Zum Abschluss des ohnehin schon tollen Abends rollen wir die Pier entlang und setzen uns in ein Nargile Restaurant. Vorher ziehen wir noch durch die Diskomeile. Es ist ohrenbetäubend laut, aus jeder Disko kommt ein anderer Sound. Wie man dabei noch telefonieren kann, ist uns ein Rätsel, aber die türkische Jugend scheint die Worte des Gesprächspartners offenbar zu fühlen ... Da ist es bei Nargile (türkische Wasserpfeife, mit Apfelaroma) und türkischer Jazzmusik schon wesentlich entspannter. [Ein unvergesslicher Abend in Marmaris war das. Umso entsetzter und trauriger sind wir, als wir (schon einige Tage zurück in Deutschland) von den Bombenanschlägen in Marmaris hören. Genau dort, wo wir noch vor wenigen Tagen über die Diskomeile geschlendert sind. Terror (egal aus welchem Grund) ist menschenverachtetend!] Tag 12: Marmaris - GerbekseHeute morgen sind unsere Augen etwas kleiner als sonst. Wir frühstücken (sehr gut) im Restaurant Pineapple direkt in der Marina. Um kurz vor 11:00 geht's los. Gestern war es ja leider nichts mit segeln, heute weht dafür ein prima Wind direkt in der Bucht von Marmaris. Also Segel hoch und gegen an! Bis kurz vor drei segeln wir, kreuzen aus der Bucht von Marmaris heraus und um das Kap Kadirga weiter nach Westen. Unser Ziel ist die Bucht Gerbekse. Das wird der am westlichsten gelegene Punkt unseres Törns.In der Bucht treffen wir um halb vier ein und liegen um 15:40 fest vor Anker und Landleine an der Südseite der Bucht. An Land sind einige Überreste byzantinischer Ruinen zu sehen. Dorthin machen wir einen kleinen Motorbootausflug mit unserem Dingi. Leider ist alles ziemlich gepflastert mit Ziegenmist. Denen scheint die historische Dimension dieses Ortes offensichtlich ziemlich egal ...
Wir liegen recht sicher, nachts steht aber etwas unangenehmer Schwell in der Bucht. Daher ist es ein wenig unruhig. Gegen fünf Uhr morgens muss ich kurz aufstehen und erhasche genau den Augenblick, in dem die Sonne hinter der östlich gelegenen Landzuge aufsteigt. Wunderschönen guten Morgen, kann ich da nur sagen ... Tag 13: Gerbekse - Kapi KoyuWir müssen an den Rückweg denken. Vor uns liegt ein langer Schlag mit deutlich über 30 Seemeilen zurück in den Golf von Fethiye. Wir stehen entsprechend früh auf. Um kurz nach Neun heißt es "Anker auf!" und wir nehmen Kurs auf Kap Kurtoglu. Der Wind glänzt durch Abwesenheit. Wir stellen den Autopilot auf 104° und machen es uns im Cockpit gemütlich. Gegen 12:00 beobachten wir ein türkisches Kriegsschiff, dass in einiger Entfernung von uns Manöverkreise fährt. Um 14:40 erreichen wir das Kap Kurtoglu. Dort treffen wir auf eine kleine Delphinfamilie, zwei ausgewachsene Delphine und ein noch ganz kleines Baby. Sieht aus, als ob sie tauchen üben. Ganz gemächlich und ohne Hast tauchen sie auf und wieder unter. Das Kleine immer schön in der Mitte.Eine halbe Stunde später frischt endlich der Wind auf. So kommen wir doch noch dazu, die Segel zu setzen und legen die letzten 6 Seemeilen bis zur Durchfahrt zwischen Domuz und Kapidagi ohne Motorkraft zurück. Gegen halb fünf erreichen wir die kleine Bucht Kapi Koyu und treffen alte Bekannte wieder: Der große Kat liegt auf der nordwestlichen Seite der Bucht und die Crew hilft uns beim Festmachen an der Mooringleine.
Die Bucht Kapi Koyu wird beherrscht von einem großen Restaurant im Südosten der Bucht. Auch wir statten dem Restaurant mit unserem Dingi einen Besuch ab. Dort werden wir sehr nett und freundlich bedient, trotz des Massenandrangs einer großen Flottille von Sunsail, die dort ihren Abschlussabend feiert. Später nehmen wir noch auf dem Kat einen Drink und lassen den Abend beim Sound von Faithless in unserem Cockpit ausklingen. Tag 14: Kapi Koyu - Göcek (Port Marina)Leider geht auch der schönste Törn irgendwann mal zu Ende. Heute müssen wir das Boot wieder zurückgeben. Vorher möchten wir aber noch mal richtig segeln - und dazu gibt es heute reichlich Gelegenheit. Wir verabreden uns mit dem Kat am Ausgang der Durchfahrt zwischen Domuz und Kapidagi, um von dort gemeinsam rüber nach Fethiye zu segeln. Aber ein echtes Wettrennen ist es dann doch nicht. Der 43-Fuß-Kat ist deutlich schneller als wir. Er kreuzt noch ein paar Mal unseren Kurs, dann trennen sich unsere Wege.Vor der Durchfahrt nach Fethiye südlich der Insel Kizil weht es ziemlich frisch mit satten 5 Windstärken. Wir loggen raumschots über 7kn und schießen geradezu durchs Wasser. Hinter der Insel Kizil nehmen wir gegen halb eins Kurs Richtung Nordwesten nach Göcek. Um 13:45 schläft der Wind wieder ein. Die letzte Stunde Richtung Tankstelle legen wir unter Motor zurück. Wir erreichen die Tankstelle um 14:45. Das heißt, wir sind da, wo die Tankstelle eigentlich sein sollte, aber wo ist sie? Wir suchen angestrengt das Land ab, können aber außer ein paar Hallen nichts entdecken, was im entferntesten nach Tankstelle oder Zapfsäule aussieht. Eher zufällig streift unser Blick das Wasser und fällt auf eine rote schwimmende Plattform mit Kabine und - Zapfsäulen! Eine schwimmende Tankstelle also. Die schwimmende Tankstelle von Göcek Vor uns ist eine italienische Crew dran. Sie brauchen ewig. Selbst der Tankwart schüttelt hinterher den Kopf ... Aber irgendwann haben auch wir vollgetankt und bringen das Boot zurück zu seinem Liegeplatz an der Außenmole der Göcek Port Marina. Wie üblich hilft uns das Marinapersonal beim anlegen. Man könnte fast sagen, man parkt uns ein. Sarp, der Base Manager von Argolis, erwartet uns bereits am Steg, fragt uns kurz, ob irgendwas kaputt gegangen ist, wirft ein paar prüfende Blicke unter Deck, sein Mitarbeiter taucht das Boot ab und damit hat es sich auch schon. Wir erhalten die Kaution anstandslos zurück und können noch die Nacht an Bord verbringen. In der Marina erwarten uns auch unsere Freunde Claudia und Johann. Beide haben die Woche in einem netten Hotel in Fethiye verbracht und sind heute mit dem Taxi zurück nach Göcek gekommen. Abends möchten wir in Göcek noch einmal Nargile rauchen. Leider finden wir dort jedoch kein Nargile-Cafe ... Schade, aber wir machen uns trotzdem einen netten Abend in einer Bar mit ziemlich breiten Sesseln und ziemlich abgefahrenem Publikum (sah aus wie der Schmugglerboss persönlich nebst Knechten und Gespielin ...). Tag 15: Strandtag und RückreiseUnser Rückflug startet erst nach 22:00. Wir haben daher noch den ganzen Tag Zeit und verbringen den Vormittag am Privatstrand der Marina. Angesichts der dort vorhandenen Sonnenschirme nehme ich es mit dem Eincremen nicht so genau, was sich auf's Übelste rächen soll. Am letzten Tag noch ein Megasonnenbrand ... peinlich! Überhaupt, es ist wahnsinnig heiß und wir haben irgendwann echt genug von Sonne, Hitze und stehender Luft. Wir verabschieden uns von Sarp und es geht im Taxi zurück an den Flughafen Dalaman. Unser Abflug verspätet sich um eine Stunde. Bis wir in Hannover landen, ist es tief in der Nacht.Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, es weht ein kühler Wind. Wir frühstücken draußen und genießen es, endlich mal wieder leicht zu frösteln. Richtig angenehm, diese Kälte! |
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