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Pott Regatta 2010: Viel Wind, viel Spaß!Endlich, Mitte September, ist es wieder so weit: Die Pott-Regatta steht an! Über 40 Yachten segeln in drei Gruppen auf dem IJsselmeer um die Wette. Es geht natürlich auch um Siege und Pokale – in erster Linie aber um etwas Spannung und viel Spaß. Bei mir an Bord sind wie immer die üblichen Verdächtigen: Detlef, Frik und Thomas. Kurz vor der Regatta heuert auch Jochen noch bei uns an. Sein Skipper musste den Start kurzfristig absagen. Schade für dessen Crew – aber gut für uns. Mit Jochen sind wir zu fünft und damit bestens gerüstet, die Josefin, eine Bavaria 37cr, so schnell wie möglich um die Tonnen zu jagen. Jochen, Detlef und ich treffen uns am Mittwoch, den 15.9.2010, in Lelystad Haven zur Bootsübernahme. Jochen ist als erster da und hat die Inspektion schon erledigt, als ich eintreffe. Ich muß nur noch unterschreiben. Kurz vor knapp kommt noch der Segelmacher vorbei und bringt uns eine frisch renovierte Arbeitsfock. Sehr gut, die Regatta ist gerettet, denn es ist einigermaßen viel Wind angesagt. Detlef stößt gegen 20:30 zu uns. Bei Jochen's Chilly und einer Kiste Flens gibt es viel zu erzählen. Am Donnerstag gegen 12:30 kommt Frik an Bord. Quasi direkt aus Japan. Wir legen ab und segeln uns bei 5-6 Windstärken auf dem Markermeer warm für die Regatta. Den Spinnaker lassen wir bei dem Wind heute noch im Sack. Am frühen Abend steuern wir Enkhuizen an. Frik fährt zwei saubere Anleger im Naviduct und im Buitenhaven. Langsam füllt sich der Hafen mit weiteren Regattateilnehmern. Das Startschiff ist darunter. Auch die Danziger und eine kleine Neptun 22, in den Farben der Danziger lackiert, mit dem Namen „Ranziger“. Und die Fortuna, eine Nab 32, mit der die Geschwister Groll dieses Jahr zum zweiten Mal an der Pott teilnehmen. Bei ihnen an Bord machen wir uns noch einen bunten Abend mit Rotwein und Obstler – was sich für einige am nächsten Tag noch rächen soll. Unterbrochen wird der Abend gegen 9:30 von einem Feuerwerk direkt vorm Hafen. Gegen Mitternacht fallen wir in die Kojen. Freitagmorgen komplettiert Thomas die Crew. Um kurz nach 10:00 legen wir ab und fahren ins Startgebiet. Es sind 5 Windstärken aus West angesagt. Kaum aus der Abdeckung von Enkhuizen heraus, geht es auch direkt ganz schön zur Sache. Wir lassen das erste Reff gleich im Segel und treten so gegen kurz nach 12:00 die erste Wettfahrt an. Nach einem mäßigen Start (ca. 45 Sekunden nach dem Startschuss über die Linie) sind wir recht gut dabei. Auf der Kreuz lassen wir die meisten Teilnehmer der Gruppe C stehen. Downwind (ohne Spinnaker) verlieren wir nur wenig an Boden. So segeln wir eine um die andere Runde. Wir holen sogar die Danziger ein, die in Gruppe B 5 Minuten vor uns gestartet ist. Während der dritten Runde wundern wir uns allerdings. Einige scheinen die Wettfahrt abgebrochen zu haben. Die Auflösung erfolgt erst im Hafen: Gruppe B und C mussten nur 2 Runden segeln. Schade, wir wären ganz vorne gewesen (Zielzeit noch vor der Danziger). So reicht es in unserer Gruppe nur zu Platz 11 in der ersten Wettfahrt. Allerdings scheint es nicht nur uns in unserer Gruppe so gegangen zu sein. Vor der zweiten Wettfahrt frischt der Wind noch einmal auf und beträgt nun im Mittel 6 Windstärken. Wir legen das zweite Reff ins Großsegel ein, lassen die Fock aber ungerefft. Der Start läuft etwas besser. Unser Speed ist im Vergleich zur Konkurrenz jedoch etwas geringer. Immerhin, die Harmattan bleibt hinter uns. Auf dem Weg ins Ziel machen wir noch einen schönen Sonnenschuss direkt auf das Startschiff zu. Wir schauen in die offene Münder der Kaffeetrinker, bevor sich endlich die Großschoot löst und wir über die Ziellinie rauschen. Wir belegen Platz 10 in unserer Gruppe. Frik segelt uns zurück nach Enkhuizen. Traditionell legen wir im Oude Haven an. Die Harmattan stellt das Bier an der Pier. Leider regnet es heute ziemlich. In den letzten Jahren hatten wir mehr Glück. Trotzdem tummeln sich einige Segler um den Bierstand herum und versuchen, sich wie jedes Jahr durch den Schaum im Glas zum Bier vorzutasten. Das Bier hilft ein wenig, meinen dicken Kopf zu bekämpfen. Der Obstler von gestern hat seine Spuren hinterlassen. Immerhin, wir waren draußen und sind gesegelt (und gar nicht mal schlecht). Andere haben mit dem Schiff nur kurz die Nase in den Wind gesteckt und kurzfristig nach kleinen persönlichen Schwächeanfällen den Rückweg in den Hafen angetreten (Namen werden hier natürlich nicht genannt). Wie immer gehen wir mit Uli Weuthen (Harmattan) und Mike Reinelt (Nis Randers) samt Crew zum Chinesen. Danach gibt es noch die ersten Ergebnislisten in der Hafenkneipe. Ich kann mich aber nicht mehr aufraffen, noch länger dort auszuhalten und falle total kaputt gegen zehn ins Bett. Am Samstag, den 18. September, geht es früh raus. Ich schaffe es sogar noch, meinen Kopf unter die Dusche zu stecken und bringe es sogar fertig, mich mit dem Rinnsal, das aus der Dusche tropft, komplett nass zu machen und die Seife wieder abzuspülen. Nach dieser ersten Höchstleistung des Tages bin ich hochmotiviert – ebenso wie die restliche Crew. Heute ist etwas weniger Wind als gestern angesagt. Die Wettervorhersagen haben allerdings eine relativ hohe Bandbreite. Von 2 Bft bis 6 Bft könnte alles drin sein. Auf dem Weg zur dritten Wettfahrt setzen wir zum ersten Mal unseren Spinnaker. Klappt ohne Probleme und macht mächtig Speed. Das gibt Hoffnung für den langen Downwind-Schlag Richtung Urk. Wir sind hochkonzentriert und legen einen Bilderbuchstart an den Tag. Fast zeitgleich mit dem Startschuss geht es über die Linie. Wir kreuzen uns frei und erreichen die Luvtonne als eines der ersten Schiffe in unserer Gruppe. Direkt hinter uns folgt die Harmattan. Wir setzen in aller Ruhe den Spi und segeln der Harmattan und dem Rest erst einmal davon. Mit Spi zieht die Harmattan dann jedoch langsam an uns vorbei. An der Tonne UK 14 bergen wir den Spi und kreuzen auf zur Tonne Sport C. Schnell haben wir die Harmattan eingeholt und nehmen ihr auf der Kreuz einiges ab. Von der Sport C zum Ziel geht es wieder unter Spinnaker. Kurz vor dem Ziel machen wir noch ein lustiges Spimanöver (wir wickeln den Spi um das Vorstag und hüllen Frik auf dem Vorschiff in das bunte Segel ein). Aber die Harmattan holt uns nicht mehr ein. Wir erreichen das Ziel als drittes Schiff in unserer Gruppe. Nur Seebär III und die Ex-Container, ein schneller IOR-Racer, sind vor uns durchgegangen. Nach berechneter Zeit belegen wir Platz 7. Auf dem Weg ins Ketelmeer setzt Chef-Smut Jochen Nudeln mit Pasta auf. Wir genießen die Stärkung und warten auf den Start zur vierten und letzten Wettfahrt im Ketelmeer. Um kurz nach 16:00 Uhr ist es soweit. Unsere Gruppe startet. Wir sind einigermaßen gut mit dabei, aber der Start wird abgebrochen. Und nicht nur unsere Gruppe wird zurückgerufen. Auch Gruppe B, die 5 Minuten vor uns gestartet ist, wird noch einmal hinter die Startlinie beordert. Das führt zu etwas Verwirrung, denn der nächste Start ist somit erst wieder für Gruppe B gedacht, was einigen aus Gruppe C nicht direkt auffällt. Kurze Zeit später ist es dann jedoch endlich soweit. Wir starten und legen erneut einen blitzsauberen Auftakt als eines der ersten Schiffe auf der Linie hin. Schnell geht es zur Luvtonne, unter Spi zurück zur Leetonne. Auf die Spihalse verzichten wir, holen den Spi allerdings etwas zu spät herunter. Dadurch verlieren wir ein paar Sekunden. Auf dem zweiten Schlag zur Luvtonne deutet sich am Horizont ein Unheil an. Pechschwarze Wolken! Wer das IJsselmeer kennt, weiß, was ihn erwartet. Schwere Gewitterböen mit Stärke 8 Bft und mehr. Detlef hält sich bereit, die Großschoot zu fieren. Kurz vor der Luvtonne ist es soweit. Der Sturm bricht los! Mit offenem Groß rauschen wir um die Luvtonne herum. Downwind surfen wir über das Ketelmeer, während Regen und Hagelkörner auf uns herunterprasseln. Wir halsen, verhindern geradeso einen Sonnenschuss und erreichen mit Topspeed die Leetonne. Die letzten Kreuzschläge nach Luv in Richtung Ziel kämpfen wir uns mit offenem Groß gegenan. Eine letzte Wende und es ist geschafft. Das war schon Hardcore, aber es hat tierisch Spaß gemacht. Auch hier waren nur die Ex-Container und die Seebär III kurz vor uns im Ziel. Das reicht in unserer Gruppe für Platz 5. (Hier geht es zu den gesammelten Ergebnissen) Ziemlich nass, aber bis zum Anschlag voll mit Endorphinen nehmen wir Kurs auf Ketelhaven. Während des Anlegerbieres erhält die Crew das Erkennungszeichen des Abends: Ein Seebären-Tatoo – original gekauft von Jochen auf der Reeperbahn. „Glaube – Liebe – Hoffnung“ steht drauf und ziert für den heutigen Abend unsere kräftigen rechten Oberarme. Ein echter Hingucker :-) Der Abend gestaltet sich wie immer. Wir trinken, freuen uns, daß wir auch dieses Mal den Uli-Mittler-Pokal gewonnen haben, tanzen ab und feiern noch bis spät in die Nacht an Bord der Josefin. Ich glaube, ich habe um 4:00 morgens mit Jochen das Licht ausgemacht. Der Rückweg am Sonntag beginnt nach einem leckeren Katerfrühstück mit Rüherei und Speck gegen 10:30. Jochen segelt uns bis kurz vor die Industrieanlage am Ufer nördlich von Lelystad. Den Rest legen wir unter Motor zurück. Nach einem Top-Anleger von Jochen ist unser Törn um kurz vor drei in Lelystad Haven zu Ende. Bis auf eine Thermoskanne, die sich am Freitag bei den großen Wellen aus der Halterung gelöst hat, ist nichts kaputt gegangen. Die Rückgabe der Josefin erfolgt so problemlos und entspannt wie immer bei Uli Mittler. Fazit: Die letzten Jahre waren schon super, aber dieses Jahr war es einfach total geil! Wenn ich dran denke, wie wir noch vor ein paar Jahren als blutige Anfänger um die Tonnen herum gekrebst sind, finde ich, daß wir auf unsere Fortschritte wirklich ein bißchen stolz sein können. Das war sicher nicht unsere letzte Pott-Regatta! |
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