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September 2005: Pott-Regatta auf Joëlle (Bavaria 35match)

Letztes Jahr noch als Crewmitglied auf der Outlaw, dieses Mal mit einem "eigenen" (d.h. gecharterten) Schiff: Die Pott-Regatta steht an! Meine Teilnahme steht bereits seit Januar fest. Damals lud das Programm des Stadtsportbund Hamm (SSB) dazu ein, mit einer eigenen Crew an der "Pott" teilzunehmen. Der SSB würde sich dann um die Organisation des Schiffes und alles weitere kümmern. "OK! Warum nicht?", dachte ich mir. Menschen, die segeln und daran Spaß haben, kennst du ja ein paar. Zum ersten Mal Regattasegeln - als Skipper! Dazu ist die "Pott" ideal. Jeder kann teilnehmen, das Programm ist abwechslungsreich. Es darf auch gelacht werden ... dabei sein ist alles!

Uli Weuthen vom SSB hat mir eine Bavaria 35match vermittelt. Fehlt nur noch die Crew. Ich brauche sechs Segelverrückte. Petra ist natürlich gesetzt! Dazu kommt Thomas, Jollensegler, DLRG-Rettungsschwimmer und Wellenreiter. Mit dem Rest der Crew dauerte es ein wenig. Nach einigem hin und her stoßen Patrick und Frik dazu, beide ebenfalls mit dem Binnenschein ausgestattet. Als sechstes Crewmitglied heuert spontan Detleff ("A-Schlauch", siehe Kos 2004) an, Feuerwehrmann und ähnlich erfahrener Seemann wie Petra und ich (also eher unerfahren :-)). Die Crew steht!


Die Crew (v.l.n.r.):Patrick, Detleff, Olaf, Frik, Thomas, Petra


Vorbereitung und Crewbesprechung

Wie schon gesagt, dabei sein ist alles. Aber man will ja auch nicht als totales Greenhorn auf die Startlinie zusegeln. Also habe ich mir entsprechende Literatur besorgt, wie es sich für einen Akademiker gehört: Regattasegeln von Malte Phillip und die aktuellen Wettfahrtregeln. Mein spontaner Gedanke beim ersten Blick in die Wettfahrtregeln: "Ach du Scheiße!" Bisher kannte ich "Backbordwind weicht Steuerbordwind" und "Lee vor Luv bei gleichem Wind". Das gilt nach wie vor. Hinzu kommen aber diverse Feinheiten, die sich um Überlappung, richtigen Kurs, Umfahren von Hindernissen usw. drehen. Wer sich einen Eindruck von der Komplexität verschaffen möchte, dem sei das interaktive Regelspiel von Uli Finckh empfohlen.

Am Wochenende vor der Regatta treffen wir uns in Wuppertal zur Crewbesprechung. Die erste Gelegenheit, bei der sich alle kennen lernen. Wir kannten Frik (Freund von Thomas) z.B. noch nicht, genauso ging es Patrick. Detleff kannte nur Petra und mich. Thomas sollte Detleff kennen lernen und für Frik waren wir alle (außer Thomas) Unbekannte. Aber die Chemie stimmt auf Anhieb! Die Crew erweist sich als äußerst trinkfest, wenn auch körperlich nicht ganz fit: Thomas hat sich beim Surfen eine Rippe gebrochen! Egal, wir haben viel gelacht (was Thomas ziemlich schwer fiel), nebenbei die Positionen und was uns sonst so auf der Regatta erwartet besprochen, Mitseglervereinbarung unterzeichnet, Knoten geübt (!) und die Bordkasse ins Leben gerufen. Um 5 Uhr morgens sind wir auseinander gegangen. Der Sonntag war entsprechend ruhig :-).

1. Tag: Anreise und Bootsübernahme

Mittwoch, 14. September. Bootsübernahme um 18:00 Uhr in Lelystad Haven. Das Boot "Joëlle" ist ein Jahr alt und wurde bereits häufig eingesetzt. Kleinere Gebrauchsspuren bleiben da nicht aus. Im großen und ganzen ist der Kahn jedoch in recht gutem Zustand. Die Übernahme verläuft reibungslos. Mit dabei am ersten Abend sind Detleff und Frik. Wir gehen irgendwann zu Bier und Würstchen über. Nebenan tummelt sich bereits die Crew von Michael auf der "Hot Pepper", einer Bavaria 38match. Aufgemischt wird der Haufen schon am ersten Abend - erwartungsgemäß - von Anna und Nina, die auch letztes Jahr auf der Outlaw dabei waren. Ich ziehe es vor, mich dem Trubel zu entziehen und falle todmüde um 11:00 in die Koje. Michael und Nina starten gegen Mitternacht noch einen Versuch, in meine Koje über die Decksluke einzubrechen. Aber die Fenstersicherung verhindert Schlimmeres.

Lelystad Haven
Joëlle
Unter Deck
Patrick und Thomas
treffen ein.


2. Tag: Training auf dem Markermeer

Donnerstag, 15. September. Patrick und Thomas treffen ein. Es ist 9:00 Uhr, wir haben bereits gefrühstückt. In der nächsten Stunde verstauen wir die mitgebrachten Lebensmittel unter Deck. Es ist wie immer: Im ersten Moment glaubt man nicht, dass wirklich alles unter Deck Platz findet. Aber es klappt doch immer wieder. Dann ist es an der Zeit, die Crew mit dem Boot vertraut zu machen. Das fängt bei den Seeventilen und der Sicherheitseinweisung an und hört beim Spinnakerbaum auf. Wir probieren alles Mögliche aus. Es wird 12:00 Uhr, bis wir klar sind zum ersten Ablegen.

Also los! Raus aus dem Hafen von Lelystad. Draußen auf dem Markermeer erwarten uns knappe drei Windstärken. Ideale Trainingsbedingungen! Wir setzen Groß und Genua. Schnell erreichen wir 6,5 Knoten an der Kreuz. Die Jungs müssen sich an die Krängung erst gewöhnen. Und dann heißt es einfach nur üben, üben, üben! "Klar zur Wende!" "Drei, zwei, eins, RE!" "Über die Fock!" und "Ab auf die Kante!" Wir segeln! Endlich! An diesem Nachmittag holen wir noch den Blister aus dem Segelsack und üben das Ausbaumen der Genua. Gegen 16:30 beginnt der Wind, einzuschlafen. Dafür fängt es an zu tröpfeln. Wir machen uns auf den Rückweg. Segel runter und zurück zum Liegeplatz in Lelystad. Um 18:00 liegen wir wieder fest.

Bavaria 35match
Training
6,5 Knoten
Amwind
Basteln auf
dem Vorschiff


Klar Schiff machen, duschen, klar zur ersten Party!. Heute Abend lädt der SSB zu Bier und Kalten Platten auf die Harmattan. Auch die Frauencrew hat inzwischen ihr Boot, die "Schorsch Bock", eine First 31.7, bezogen. "Skipperin" ist diesmal Paula ... ein ganz scharfer Feger :-))))) Der Regen sprengt die Gesellschaft etwas auseinander. Wir finden aber nach beharrlichem "unter Deck im Weg stehen" doch noch unseren Platz im Salon und helfen Uli Weuthen, die Harmattan vom (alkoholischen) Ballast zu befreien. Zeit für Gerüchte: "Olaf, wo hast Du Deine Crew aufgegabelt?" "Bei Ebay!"

3. Tag: Die erste Wettfahrt auf dem Ijsselmeer

Freitag, 16. September. Gott sei Dank haben wir gestern rechtzeitig den Absprung geschafft. Auch den kurzen Abstecher auf die Hot Pepper (mit Bier aus der Kaffeetasse) haben wir ohne schlimmere Folgen hinter uns gebracht. Man muss auch mal "Nein" sagen können ...

Gestern war es relativ ruhig. Heute pfeift es gehörig. Das alte Sprichwort: "Kommt der Regen vor dem Wind, reff die Segeln ganz geschwind!" erweist sich heute als zutreffend. Vor uns liegen noch über 14 Seemeilen gegen Wind und Welle bis in das Regattagebiet. Wir entschließen uns, unter Motor Richtung Norden zu fahren. Die Schleuse bei Lelystad passieren wir gegen 11:30. Um 14:00 soll gestartet werden. Es wird knapp. Die Wellen werden höher, das Boot stampft sich seinen Weg gegen den ebenfalls zunehmenden Wind. Wir treffen um 13:40 im Startgebiet ein. Das Regattafeld ist größtenteils auch noch nicht da.

Auf dem Weg zur ersten Wettfahrt
Detleff
Patrick
Gegenwind
Thomas
Patrick
Frik


Die erste Wettfahrt

Mittlerweile weht der Wind mit guten 6 Bft bis 7 Bft. Die Wellen haben eine mittlere Höhe von 1,5m. Die eine oder andere Welle deutlich über 2m ist auch dabei. Unter diesen Bedingungen gestaltet sich das Setzen des Großsegels als sportlich. Wir legen das zweite Reff ein. Die Arbeitsfock, die wir heute morgen unter leichten Anstrengungen anstelle der Genua aufgezogen haben, rollen wir nur teilweise aus.

Im Seegang hat das Startschiff Probleme, zu ankern. Der Start wird verschoben. Aber auf welchen Zeitpunkt? Keine Ahnung. Wir kreuzen vor dem Startschiff hin und her und orientieren uns an den anderen Booten. Irgendwann geht es dann plötzlich los. Wir segeln dem Feld hinterher. Aber immerhin, wir starten!

Segelsetzen
bei 7Bft
Der erste
Start

Ich hatte mir die rechte Bahnseite vorgenommen. Da kreuzen wir jetzt hin und haben freien Wind. Das Hand GPS zeigt uns die Lage der Luvtonne, die wir nach ein paar Kreuzschlägen glücklich erreichen. Wo sind die anderen? Kann es sein, dass wir so gut gesegelt sind, dass alle anderen hinter uns sind? Ehrlicherweise kann ich das nicht glauben. Aber wir sind tatsächlich früh dran. Der überwiegende Rest des Feldes ist nämlich nach dem Start der "Panic" hinterher gesegelt. Die hat aber gar nicht an der Wettfahrt teilgenommen und war deshalb auch nicht auf dem Weg zur Luvtonne :-). Wir runden die Luvtonne und gehen vor den Wind. Jetzt geht es richtig ab! Wir gleiten! Die Logge zeigt 10,5 Knoten. Wir surfen die Wellen herunter ... Wahnsinn!!! Ratz Fatz sind wir wieder an der Leetonne. "Klar zur Halse!" ... Sonnenschuß!! Mist, vor der Leetonne in den Wind gedreht. Neuer Versuch, neuer Sonnenschuß!! Ich sehe uns schon mit der Parkuhr! Zur Abwechslung ist die nächste Halse recht zügig ... Detleff bekommt die Großschot zu spüren. Aber wir kommen um die Tonne rum. Also wieder "Ab auf die Kante!". Der Mann an der Großschot wirft mir durch seine Sonnenbrille einen Blick zu, der mir sagt: "Ich will Dich töten!!" Ja, Regattasegeln ist keine Kaffeefahrt ...

Auf der nächsten Kreuz schneiden wir einem anderen Boot den Weg ab. Wir haben Wind von Backbord, sie haben Wind von Steuerbord. Ich hebe den Arm zur Entschuldigung, sie heben die rote Flagge und rufen "Protest!". Sie haben Recht. Wir drehen zwei Strafkringel. Wirklich kein Vergnügen, bei diesen Bedingungen. Aber die Crew trägt es mittlerweile mit stoischer Gelassenheit! Männer, ihr seid echte Helden!

Nach erneutem Runden der Luvtonne geht es wieder auf Vorwindkurs. Die Wettfahrtleitung hat die Bahn verkürzt. Neben der Leetonne befindet sich nun bereits die Zieldurchfahrt. Geschafft! Die erste Wettfahrt liegt hinter uns. Wir sind glücklich und gar nicht mal so langsam durchgekommen. Es ist nichts kaputt gegangen. Geil! Von den 42 gemeldeten Booten haben nur 17 die Wettfahrt mit Platzierung beendet. Zwei wurden durch Frühstart mit Platz 42 gewertet, der Rest ist gar nicht erst angetreten.

Ergebnisliste der ersten Wettfahrt

Raumschot ...
...zur Leetonne.
Wahnsinn!

Der Abend in Enkhuizen

Wir rollen die Fock ein. Nun geht es raumschots Richtung Enkhuizen. Der Wind lässt kurzfristig nach, um dann mit Macht zurück zu kommen. Mein Windmesser zeigt 37 Knoten wahren Wind. Das ist Windstärke 8! Nach dieser Wettfahrt kann uns das auch nicht mehr schocken ...

Mit 8Bft ...
...nach Enkhuizen.


Das Regattafeld versammelt sich im romantischen alten Hafen von Enkhuizen. Dieser Hafen wird durch einen Kanal und unter einer Klappbrücke hindurch angesteuert. Der Hafenmeister winkt uns freundlich zu und heißt uns willkommen. Eine wirklich tolle Atmosphäre. Die Sonne kommt noch mal raus.

An der Pier erwartet uns Fassbier vom SSB. In der Broschüre zur "Pott" stand der Hinweis, Trinkgefäße seien selbst mit zu bringen. Patrick hat vorgesorgt und für jedes Crewmitglied einen Halbliter-Krug mitgebracht. Der Neid in den Augen der anderen Segler auf unsere großen Becher ist kaum zu übersehen :-)

Das Bier
an der Pier
Regattaboote in
Enkhuizen
Uli Weuthen
Auswertung der
ersten Wettfahrt

Traditionell geht es dann zum gemeinsamen Essen zum Chinesen. Petra ist endlich auch da. Sie konnte wegen ihrer dienstlichen Pflichten erst heute Abend zu uns stoßen und ist gerade mit dem Zug angekommen. Nach dem Chinesen kehren wir noch kurz in der Kellerbar ein, um dort die Ergebnisse der ersten Wettfahrt zu erhalten. Platz 14! Klasse, wer hätte das gedacht? Unser Minimalziel, "Nicht Letzter werden!", ist damit praktisch schon erreicht. Wir beschließen den Abend mit einem kurzen Absacker an Bord und fallen total fertig in die Kojen. Morgen erwartet uns laut Wetterbericht herrliches Segelwetter mit 3 Bft.

4. Tag: Känguruh-Start auf dem Ijsselmeer und die dritte Wettfahrt im Ketelmeer

Der Wetterfrosch hat nicht gelogen. Es ist Samstag, der 17. September, die Sonne scheint und es weht ein laues Lüftchen durch den alten Hafen von Enkhuizen. Wir wechseln von der Arbeitsfock wieder auf die Genua. Diesmal sind wir etwas geübter, der Segelwechsel klappt reibungslos.

Um 8:30 ist Steuermannsbesprechung am Startschiff, der Fandango. Der Känguruh- Start wird erläutert. Die Wettfahrtleitung gibt bekannt, dass die Startzeit, sofern der Start verschoben wird, am Startschiff angeschrieben wird. Gut zu wissen, gestern war das nicht so ... Außerdem noch eine gute Nachricht: Unsere Yardstickzahl wird von 87 auf 88 erhöht. Das ist gut, weil dadurch die berechnete Zeit unserer noch kommenden Wettfahrten kürzer wird. Grund ist die Vorlage des Messbriefes der anderen Bavaria 35match im Feld.

Klar zur
zweiten Wettfahrt?
Genua
aufziehen
Alter Hafen
Enkhuizen
Auslaufen zur
zweiten Wettfahrt

Kurz nach dem Frühstück bewegt sich das gesamte Regattafeld wie an der Schnur aufgezogen aus Enkhuizen heraus und in Richtung des Startgebietes. Startzeit (am Startschiff angeschrieben) ist nun 10:40, also 10 Minuten später als geplant. 10:40 ist aber nicht unsere Startzeit. Känguruh-Start bedeutet, dass diese Startzeit für das theoretisch langsamste Schiff gilt. Alle anderen Schiffe starten danach, zuletzt das schnellste Schiff im Feld. Unsere Startverzögerung können wir in einer Tabelle unter unserer Yardstickzahl nachlesen: 01:17. Start also um 11:57. Wir haben daher jetzt gute 1,5 Stunden Zeit, uns ein zu segeln. Die Genua lassen wir eingerollt. Unter Großsegel segeln wir auf Halbwindkurs gemütlich auf und ab und beobachten die anderen (theoretisch) langsameren Schiffe beim Start. Bevor es so richtig losgeht, hören wir um 10:41 folgenden Funkspruch: "Wettfahrtleitung Pott, hier ist die ... (der Name wird nicht verraten :-) Wir wundern uns, dass niemand vor uns startet. Startzeit war 10:30. Da sind wir jetzt 11 Minuten drüber. Wettfahrtleitung bitte melden." Wenn das mal kein Frühstart wird ...

Die zweite Wettfahrt

Um 11:55 tummeln sich mehrere Yachten mit unserer Yardstickzahl vor der Startlinie. Dann geht es los. Leider klemmt unsere Rollgenua und der Start geht erst mal ziemlich in die Hose. Also hinterher, das Feld von hinten aufrollen :-). Um die erste Luvtonne herum und dann Richtung Ketelbrücke auf einem langen Schlag raumschots. Wir verzichten auf den Blister, fieren die Schoten auf und machen auch ohne buntes Segel ganz guten Speed. Gegen die Boote mit Spi haben wir zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Chance.

Start zur
zweiten Wettfahrt

Das ändert sich kurzfristig, als eine pechschwarze Regenwand von achtern über das Feld hinwegzieht. Jetzt sind wir heilfroh, den Blister im Sack gelassen zu haben. Die Genua rollen wir noch ein wenig ein, dann kommt die Bö. Von 0 auf 100 in 5 Sekunden - wir erreichen quasi aus dem Stand wieder die 10-Knoten-Marke. Vor uns beobachten wir einen Sonnenschuss nach dem anderen. Unter Spi kein Spaß! Eine Dehler legt sich flach auf das Wasser. Das Spifall klemmt, der Spi kommt nicht runter. Wir rauschen vorbei und können beobachten, wie die Mannschaft mit dem Segel kämpft. Keiner von uns möchte jetzt mit diesen Jungs tauschen.

Kurze Zeit später erwischt es uns dann aber doch. Einmal kurz nicht aufgepasst, Patenthalse! Die Großschot nimmt beim Überkommen einen Teil der Plastikverkleidung der Instrumente mit (Karbonoptik!). Den Violinblock am Kicker zerbröselt es. Detleff repariert den Kicker mit einem Tampen. Die Instrumente funktionieren zum Glück noch. Also alles halb so wild.

Es geht um die erste Leetonne und auf die zweite Kreuz. Die gelingt uns ganz passabel. Wir hängen noch den "Brummer" mit seiner First 40.7 ab. Dann die letzte Luvtonne und wieder raumschots Richtung Ziel vor der Ketelbrücke. Wir basteln mit Spibaum und Genua ... erfolglos, aber so hat die First 40.7 wenigsten wieder die Möglichkeit, an uns vorbei zu ziehen ... Brumm Brumm :-)

Kurz nach ihr gehen auch wir durchs Ziel und machen uns direkt weiter auf den Weg Richtung Brückendurchfahrt. Der Wind schiebt uns von hinten durch die Klappbrücke. Gerade noch, bevor wieder auf Rot geschaltet wird.

Ergebnisliste der zweiten Wettfahrt

Die dritte Wettfahrt

Im Ketelmeer angekommen gibt es Verpflegung: Ravioli und Würstchen. Zwischen den Booten wird die eine oder andere fröhliche Bemerkung ausgetauscht. Die Crew der "Chou Chou" bombardiert andere mit Wasserbomben ... so vertreibt man sich die Zeit zum nächsten Start.

Die dritte Wettfahrt gleicht auch dieses Jahr eher einem Match-Race. Der Up&Down-Kurs ist übersichtlich, das Ketelmeer hat kaum Welle. Man hat jederzeit alle anderen im Blick. Diesmal gelingt uns sogar der Start ganz passabel. Wir kreuzen einigermaßen zügig zur Luvtonne, von dort aus gehen wir auf Schmetterlingskurs direkt vorm Wind Richtung Leetonne. Den Baum sparen wir uns, stattdessen haben wir den "Frik" installiert ... das heißt, Frik "baumt" das Genuaschothorn aus. Klappt ganz gut. So umrunden wir die Tonnen zwei mal und kreuzen Richtung Luv über die Ziellinie - im Zweikampf mit der Balu, einem Aluschiff.

Ergebnisliste der dritten Wettfahrt

Start
Die dritte Wettfahrt
Zieleinlauf

Der Abend in Ketelhaven

Geschafft!! Die dritte und letzte Wettfahrt liegt hinter uns. Was für eine Regatta! Mal abgesehen von schwerem Sturm und Schneeschauern haben wir in den letzten zwei Tagen so ziemlich jede denkbare Wetter- und Windlage erlebt. Keiner ist verletzt (von ein paar Blutflecken auf unserem Vorschiff abgesehen), nichts wirklich Gravierendes ist zu Bruch gegangen. Wir wurden in allen Wettfahrten gewertet. Für uns Greenhorns ein recht passables Ergebnis. Mit entsprechendem Grinsen in den Backen rauschen wir Richtung Ketelhaven, den Duschen entgegen ...

Wir machen fest an einem großen alten Plattbodenschiff. Die holländischen Eigner wohnen darauf und nehmen uns sehr freundlich die Leinen ab. Wir dürfen auch an ihren Strom. Sehr nett! Wir haben kaum angelegt, schon verschwindet Petra zum Duschen. Keine Sekunde zu früh, denn kurz darauf bilden sich an den zwei (!) Duschen lange Schlangen. Ich folge dem Geheimtip von Jochen und gehe zum Duschen rüber in den Nachbarhafen. Der dortige Hafenmeister erwischt mich (hinterher), nimmt mir einen Euro ab und klärt mich auf, dies sei ein anderer Hafen. "Oh, Entschuldigung, das wusste ich nicht ..." Jedenfalls, die mir nachfolgenden Duschwilligen wurden von dem Hafenmeister vom Duschen abgehalten - obwohl alle bezahlen wollten und in dem Hafen absolut nichts los war.

Es folgt die unvermeidliche legendäre Party. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht wieder so abzuschießen, wie letztes Mal. Habe ich auch nicht ... und es war wieder mal super lustig. Wir haben gefeiert, getanzt, Luftgitarre gespielt und anderen Blödsinn veranstaltet. BO-Disco hat wieder alles gegeben. Besonderer Anlass zum Feiern war natürlich unsere Platzierung: 19ter Platz bei 42 teilnehmenden Booten. Wir sind nicht nur "nicht Letzte" geworden (unser Minimalziel!), sondern auch noch in der oberen Hälfte der Ergebnisliste gelandet (unser Traumziel!). Entsprechend fröhlich ging es bis spät in die Nacht zur Sache ...

Gesamtergebnis

Das Vorschiff
blutbefleckt ...
Spinnakertrocknen
Rock'n ROOOOL!!
Paaaady mit Peeeeda

5. Tag: Rückfahrt nach Lelystad

Guten Mooooorgääähn! Die Sonne scheint! Es ist Sonntag, der 18. September, Deutschland macht sich auf zur Bundestagswahl und die Joëlle macht sich auf den Heimweg Richtung Lelystad. Wir ersparen uns jeglichen Stress und laufen unter Motor Richtung Südwesten. Ein Crewmitglied (ich habe schon fast vergessen, wer es war :-) haben wir zur Ausnüchterung im Schlafsack aufs Vorschiff geschickt - eingepickt und mit Rettungsweste versehen, versteht sich! So dümpeln wir gegen den schwachen Südwestwind heimwärts.

Vorschiffs-
Sanatorium :-)


Noch einmal schleusen. Wenig später liegt die Joëlle wieder fest in ihrem Heimathafen. Ohne Stress räumen wir das Boot, mittlerweile ist auch die "Hot Pepper" und die "Schorsch Bock" mit der Frauencrew wieder angekommen. Bootsübergabe ohne Probleme - Kaution natürlich wegen des Bruches erst mal einbehalten.

Und dann heißt es Abschied nehmen. Wir sind uns schon gestern einig geworden: Das schreit nach Wiederholung. Wenn alles gut geht, sehen wir uns nächstes Jahr in genau dieser Konstellation auf genau diesem Boot wieder. Und dann wird der Spi gezogen!

Schade, dass es schon wieder vorbei ist. Aber es ist ja nie so richtig vorbei. Ich brauche immer einige Tage, bis ich die Fülle an intensiven Erlebnissen verarbeitet habe. Und es geht mir selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe so, dass ich denke: "Wahnsinn! Vor 4 Jahren sind wir das erste Mal in einer Jolle gesessen. Und jetzt segeln wir bei Windstärke 7 Regatta auf einem Cruiser/Racer. Wie soll das weitergehen?"


Bis zum nächsten Jahr in Enkhuizen ...


Und was das Beste ist: In drei Wochen sind wir schon wieder unterwegs!!!

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