Home Törns Regatta Kurse SY Sophie Tipps Sail as a Team

NEU!
www.sail-as-a-team.de
Teambuilding unter Segeln

AUSZEIT UNTER SEGELN

Mission
BVB on Tour

Vorbereitung
Woran man alles denken muss ...

Stationen
Die Reise im Überblick


Reiseberichte

Aufbruch und Südengland

Biskaya

Spanien

Portugal und Madeira

Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria

La Gomera, La Palma

Zurück nach Europa

Algarve, Gibraltar, Marokko und Spanien

Balearen, Barcelona und die letzten Meilen im Mittelmeer

Kanalfahrt durch Südfrankreich

Biskaya, Bretagne und die Kanalinseln

Normandie, Staande Mastroute und Heimkehr ins IJsselmeer


HOME



Hinweis:Diese Website verwendet Cookies. Mehr darüber erfahren Sie hier. Wenn Sie weiter auf dieser Site surfen, erklären Sie sich damit einverstanden. Sie können die Cookies problemlos über die Einstellungen Ihres Browsers zurückweisen oder einen Cookie-Blocker einsetzen. Der Funktionsumfang dieser Site wird dadurch nicht eingeschränkt.

Portugal und das Madeira-Archipel



Von Galizien aus geht unsere Reise weiter nach Portugal. Unser Törn führt uns an der Atlantikküste Nordportugals herunter bis vor Lissabon. Von dort aus segeln wir 4 Tage zum Madeira-Archipel.

Viana do Castelo

Am 16.9.2011 sind wir mit reichlich Wind von hinten Schmetterling nach Portugal gesegelt. Schmetterling bedeutet, das Großsegel steht (festgelascht) auf der einen Seite, die Genua steht ausgebaumt auf der anderen Seite. Der Windpilot hat uns souverän auf diesem Kurs gesteuert - es war eine Freude, ihm zuzusehen.

Die letzte Nacht haben wir vor Anker in der Bucht von Baiona verbracht. Das war ganz gemütlich, obwohl es heute Nacht hin und wieder etwas geschaukelt hat. Aber immer noch besser, als das laute Knarzen am Schwimmsteg. Baiona war toll! Wir sind froh, uns diese Stadt genauer angesehen zu haben.

Jetzt sind wir in Viana do Castelo. Ein kleiner Ort im Norden Portugals. Nette Marina (leider ohne Internet), aber dafür nettes Cafe direkt in der Nähe mit Super-Internet!!!! Hier verbingen wir ein paar schöne Tage.

Zufällig findet hier gerade die eine Regatta der Vaurien-Klasse statt (Eingeweihte wissen: Wo wir sind, ist immer Regatta!!). Es geht um den Iberico-Pokal und das bedeutet, dass Spanier und Portugiesen gemeinsam um die Wette segeln. Die Vaurien ist eine Gleitjolle, die zu zweit und in der Regel von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen gesegelt wird. Über 30 Boote waren am Start. Also ein dichtes Feld. Und die Bedingungen waren relativ hart, denn der Wind hatte in Böen deutlich über 6 Bft. Vorm Wind unter Spinnaker schießen die kleinen Boote regelrecht über das Wasser!

Über Viana do Castelo trohnt die Basilika der Heiligen Lucia. Es handelt sich dabei um eine Kirche der "Erweckungsbewegung", also kein Gotteshaus der hier in der Mehrzahl lebenden "normalen" Katholiken. Erbaut wurde die Kirche Anfang des 20sten Jahrhunderts. Von außen sieht sie recht imposant und interessant aus - innen jedoch schrecklich kitschig. Aber der Ausblick von dort oben über die Bucht ist ein Traum.

Wir sind übrigens nicht zu Fuß auf den Berg gestiegen (wir haben ja schon das Wanderabzeichen, dass müssen wir jetzt nicht jedes Mal erneut unter Beweis stellen), sondern wir haben die Standseilbahn genommen, die einen gemütlich von der Stadtgrenze den Berg hinauf kutschiert. Den Weg zurück sind wir aber zu Fuß gegangen. Eine lange Treppe durch den Pinienwald - sehr schön.

Auf der anderen Seite des Flusses geht es zum Strand. Ein kilometerlanger Sandstrand, an dem sich ein paar Surfer und Kiter tummeln, aber ansonsten nichts mehr los ist. Ganz feiner Sand. Wunderbar! Zurück haben wir die kleine Personenfähre genommen, die zufällig gerade ankam (Glück, denn sie fährt im Stundentakt).

Viana do Castelo Vaurien Regatta Basilika von
Viana do Castelo
Strand von
Viana do Castelo

Póvoa de Varzim

Am 19.9.2011 sind wir bei NW5 wieder schön mit Wind von hinten weitergesegelt. Nach 4 Stunden haben wir Póvoa de Varzim erreicht. Eine nette Marina mit extrem nettem Personal. Bislang war es ja eigentlich immer schon nett, aber hier bekommt man auch noch einen Gutschein für einen Begrüßungsdrink :-) Von diesem Ort aus fährt die Metro im 20-Minuten-Takt nach Porto. Das werden wir uns morgen mal ansehen. Wir sind schon gespannt!! Póvoa de Varzim war übrigens ein Tipp von Torsten, der uns vom direkt vor Porto liegenden Hafen abgeraten hat. Der Hafen dort wird dominiert ovn der Ölindustrie und riecht entsprechend. Außerdem muss man auch von dort aus die Bahn nach Porto nehmen.

20.9.2011: Ausflug nach Porto

Wir sind irgendwie schon beide um 0900 wach und frühstücken (für unsere Verhältnisse) früh. Dann machen wir uns auf den Weg zur Metro (einer Art U-Bahn), die uns von Póvoa de Varzim nach Porto bringt. Das Tourist Ticket kostet 7,- EUR pro Person und gilt 24 Stunden für alle Fahrten mit der Metro und mit den Bussen in Porto. Wir erwischen den Expresszug, der uns in etwa 40 Minuten bis ins Zentrum von Porto bringt.

Die Sonne scheint und wir spazieren gemütlich vom Praza da Trinidade aus bergab durch das alte Zentrum der Stadt. Ich komme kaum aus dem Fotografieren raus - so viele schöne und unterschiedliche Aussichten und Perspektiven bieten sich. Porto hat eine sehr alte Bausubstanz. Teilweise schön renoviert, teilweise schon zerfallen. Manchmal steht nur noch die Fassade. Ein "morbider Touch" wäre noch sehr milde ausgedrückt ... aber interessant. Durch die Talsohle fließt der Fluss Douro. Auf dem Fluss dümpeln alte Frachtkähne, die früher den Wein aus den Anbaugebieten nach Vila Nova de Gaia (am Ufer des Douro gegenüber von Porto) gebracht haben. Hier wurde dann Portwein daraus gemacht (und das ist auch heute noch so). Über das Tal spannt sich eine große blaue Stahlkonstruktion (Ponte Luis I.), die Porto und Vila Nova de Gaia verbindet. Beeindruckender Anblick!

Am Ufer des Douro trinken wir erst mal einen Cafe. Dann erklimmen wir den Hügel hinter uns, laufen durch kleine Gassen, ersteigen alte Steintreppen bis zu einer der vielen Kirchen. Dann wieder treppab und wieder treppauf, bis wir vor der Kathedrale stehen. Unterwegs unterhalb der Kathedrale konnten wir live den Drogenhandel der Gangs miterleben ... Nachts sollte man diese Gassen meiden! Aber uns ist natürlich nichts passiert.

Die Kathedrale ist ganz ansehnlich. Es handelt sich um eine romanische Wehrkirche mit dicken Mauern und Zinnen. Innen ist sie eher schlicht gehalten. Besonders lohnt es sich, 3 EUR zu investieren, um den Kreuzgang der Kathedrale zu besichtigen. Die Wände sind mit den für Portugal typischen Fliesenmalereien verziert. Außerdem erlangt man so Zugang zur Schatzkammer, in der alte Bischofsgewänder, Bibeln und ein paar Kronen aufbewahrt und ausgestellt sind. Besonders amüsant: Auch ein Zahn - offenbar eine Reliquie - befindet sich dort, gehalten von einer goldenen Zange. Als ob der gerade rausgebrochen wurde :-)

Nach der langen Besichtigungstour treibt uns der Hunger in ein Restaurant. Wir folgen der Empfehlung des Reiseführers (Restaurant Aquario) und essen dort Bocalhau (Stockfisch) und Rinderfilet. Na ja ... wir haben schon besser gegessen. Aber es war ok.

Gesättigt setzen wir uns in die Metro und fahren über die blaue Brücke nach Vila Nova de Gaia. Dort zieht es uns zur Portweinprobe. Man hat die Qual der Wahl. Alles was in Sachen Portwein Rang und Namen hat, bietet hier Führungen und Weinproben an. Wir folgen erneut der Empfehlung des Reiseführers, meiden Sandeman und besuchen stattdessen die Kellerei Taylor. Dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht. Nach zwei Gratis-Proben (weißer und roter Portwein) machen wir eine interessante Führung mitten durch die Portweinfässer und erfahren allerlei Wissenswertes über den Portwein. So zum Beispiel, dass der richtig gute Portwein Jahrzehntelang in der Flasche gelagert werden kann und immer besser wird - aber innerhalb von zwei Tagen getrunken werden muss, wenn die Flasche einmal geöffnet wurde. Deshalb nennen die Portugiesen diesen Portwein auch "Social Wine" - denn alleine schafft man das ja eigentlich nicht (obwohl ...). Auch interessant: Die Fässer bei Taylor sind Weinfässer aus Spanien (gebrauchte Fässer deshalb, weil sich dann das Holzaroma nicht mehr auf den Portwein überträgt). Die kleinen Fässer werden bis zu 100 Jahre genutzt, die riesigen Fässer bis zu 300 Jahre!

Wir halten dem Druck Stand, nach der Führung eine Flasche Portwein zu kaufen und machen uns auf den Rückweg. Aus dem Douro-Tal nehmen wir die Seilbahn hoch zur Brücke. Kostet zwar 5 EUR pro Person, aber unsere Füße sind uns das wert :-) Die Metro bringt uns zurück nach Póvoa de Varzim.

Nach diesem langen Ausflug (wir sind gegen 1900 wieder hier) haben wir uns einen Drink verdient. Der Begrüßungsdrink im Club Nautico steht ja noch aus. Dort kommen wir über unsere Drinks mit dem Wirt, Eduardo, ins Gespräch. Er erzählt uns viel von seinem Werdegang. Später kommen noch andere Segler dazu. Es wird ein total netter Abend!

Porto Azueljos

21.9.2011: Nebel

Heute morgen - nein eigentlich die ganze Nacht schon - heult die Nebelsirene in der Hafeneinfahrt. Anfangs war noch gar kein Nebel zu sehen. Nur die Luft war schon feucht. Morgens jedoch ist die ganze Stadt (und das Meer sowieso) in eine dicke Suppe gehüllt. Sichtweite ca. 300m. So bleibt es den ganzen Tag. Wir wollten ja ohnehin nicht auslaufen, ist also nicht soooo schlimm. Aber schönes Wetter wäre natürlich schöner :-)

Trotz des Nebels kommen noch Yachten in den Hafen. Besonders erfreut hat uns die Ankunft eines alten Bekannten: Der portugiesische Racer mit Skipper Ricardo Diniz, den wir in Plymouth nach dem Fastnet Race getroffen haben und der uns Tipps für die Biskaya-Querung gegeben hatte. Auch er freut sich sehr, uns wieder zu sehen ("I saw your football flag and was happy you made it down here!"). Er wird hier ein paar Tage bleiben und wir werden sicher noch ein Glas mit ihm leeren.

Delfine in der Nacht (Nachtfahrt von Póvoa de Varzim nach Figuera da Foz)

Nachts vom 22.9. auf den 23.9. sind wir von Póvoa de Varzim nach Figuera de Foz gefahren. Leider konnten wir mangels Wind nicht Segeln und sind deshalb die ganze Nacht schaukelnd unter Motor unterwegs gewesen. Aber als kleiner Trost hat sich uns ein tolles Schauspiel geboten.

Delfine haben sich um unser Boot getummelt! Das Plankton war letzte Nacht besonders aktiv und hat irre geleuchtet, wenn unsere Freunde wie aus dem Nichts auf das Boot zugeschossen kamen. Schnell noch einen Haken gedreht und dann unter dem Rumpf durchgetaucht. Man hatte den Eindruck, wir werden gleich aufgespießt. Weil wir so ein niedriges Freibord haben, sind die Tiere so nah bei uns, dass wir sie fast anfassen können. Und nicht nur die Delfine haben die schwarze See zum Glühen gebracht. Riesige Fischschwärme haben vor unserem Rumpf (und wohl auch den Delfinen) Reißaus genommen. Aber die hektische Flucht wird den Fischen zum Verhängnis, denn die hastigen Bewegungen hinterlassen neongrün leuchtende Spuren, die den Räubern den Weg weisen. Das Leuchten war so intensiv, dass man das Gefühl hatte, jemand hätte kubikmeterweise Phosphor in das Wasser gekippt. Die See ist wahrlich ein lebendiger Kosmos ...

23.9.2011: Figuera da Foz

Am frühen Morgen gegen 0800 sind wir hier angekommen. Einchecken muss man hier bei der Polizei, die einen Steg vor der Marina hat. Aber der Polizist war sehr freundlich. Nachdem wir angelegt hatten, haben wir uns erst mal schlafen gelegt. Eine Nachtfahrt schlaucht doch immer wieder ziemlich.

Ausgeschlafen schauen wir uns gegen Mittag etwas um. Figuera da Foz hat einen Wahnsinnsstrand! Der Weg zum Wasser ist so weit, dass die Einheimischen (laut Reiseführer) behaupten, man brauche ein Kamel, um ans Wasser zu kommen. Wir haben zwar keine Kamele gesehen, aber man kommt sich wirklich vor wie in der Sahara.

Strand von Figuera da Foz

24.9.2011: Coimbra

Figuera da Foz haben wir auch deshalb angelaufen, weil es hier eine gute Bahnverbindung ins Landesinnere zur Stadt Coimbra gibt. Coimbra ist eine sehr alte Universitätsstadt. Die Uni wurde dort als Abspaltung von der Uni Lissabon bereits zu Beginn des 14ten Jahrunderts eingerichtet. Der Zug braucht eine gute Stunde bis dort hin. Die Stadt liegt am Ufer des Rio Mondego (an seiner Mündung liegt Figuera da Foz) und ist auf einen steilen Hügel gebaut. Unten in der Altstadt sind die Gassen zum Teil nur 2 Meter breit. Die alte Universität trohnt imposant über der Stadt. Wir erklimmen den Hügel über steile Straßen und Treppen (nehmen nicht den Bus!!), denn der Weg zur Wissenschaft ist ja bekanntlich mühsam und steinig! Oben angekommen, treffen wir auf Studenten in den hier üblichen schwarzen Talaren.

Wir besichtigen die barocke Bibliothek. Leider dürfen wir dort keine Fotos machen. Es ist ein Gebäude, dass aus drei großen Hallen besteht, an deren Wänden sich in zwei Etagen meterhoch die uralten Bücher stapeln. Alles ist (typisch Barock) reichhaltig verziert und mit Blattgold dekoriert. Unmittelbar angrenzend an die Bibliothek befindet sich der Karzer, das Universitätsgefängnis. Hier wurden früher Studenten eingesperrt, die sich irgend etwas haben zu Schulden kommen lassen. Das war wahrlich kein Spaß! Die Räume sind klein und eng, haben kein Tageslicht und es ist sehr stickig.

Auf dem Rückweg hinunter in die Stadt geraten wir in den Videodreh eines Studentenchores. Es sind Medizinstudenten, alle eingehüllt in schwarze Talare, die begleitet mit Gitarren, Mandolinen, kleinen Flöten und Trommeln flotte portugiesische Volksmusik zum Besten geben. Zwischen den Videoaufnahmen wird viel gelacht. Die Stimmung ist sehr lustig.

Studentin
in Coimbra
Universität Coimbra Studenten-Combo

Gegen halb sieben sind wir wieder zurück in Figuera da Foz. Heute morgen waren wir schon auf dem Markt, um uns Gambas und frischen Fisch zu besorgen. Denn gleich wird gegrillt!! Die Gambas waren wieder genial. Und der Fisch war ebenfalls sehr lecker. Drei kleine rötliche Fische (Seekuckuck, eine Art Knurrhahn), die mit Knoblauch, Salz und Pfeffer gewürzt schön auf der Haut gebraten wurden.

Weiterfahrt über Nazaré, Peniche und Isla Berlenga

Bei schönem Wetter, aber leider wieder viel zu wenig Wind, sind wir am 25.9.2011 gegen 2000 in Nazaré angekommen. Unterwegs habe ich eine Makrele gefangen. Und wir haben einen (kleinen, ca. 1,20m) Haifisch gesehen. Die Makrele haben wir uns gedünstet mit Reis und Erbsen schmecken lassen ... frischer Fisch ist einfach grandios!

Am nächsten Tag sind wir von Nazaré nach Peniche gesegelt. Und zwar mal endlich wieder wirklich gesegelt! Das war sehr schön. In Peniche gab es abends "Languste a la Moda da Peniche" ... die war echt geil! Ansonsten ist es hier aber nicht so dolle - ähnlich wie schon gestern in Nazaré. Deshalb geht es am nächsten Tag gleich weiter zur Isla Berlenga (etwa 4 Meilen). Vor der Isla Berlenga gibt es eine sehr schöne Ankerbucht (eine Seltenheit in Portugals Norden). Hier liegen auch ein paar Muringtonnen, an denen man sehr sicher liegt.

28.9.2011: Delfine!!!

Von diesem schönen Ankerplatz geht es weiter nach Cascais. Das Wetter ist zwar sonnig, aber es ist kein Windhauch zu spüren. Spiegelglattes Wasser! Also "High on Diesel!". Zwischendurch habe ich mal die Angel rausgehängt, aber es hat diesmal nichts angebissen. Plötzlich sehen wir in der Entfernung von etwa 300 Metern eine Finne aus dem Wasser auftauchen. Delfine? Delfine!! Und als ob sie uns gesehen hätten, kommen sie auf uns zugeschwommen. "Hey Kumpels, da ist ein Schiff! Mal sehen, ob wir damit spielen können ..." Irgendsowas haben die sich wohl gedacht. Die nächsten 15 Minuten sind die Delfine direkt vor unserer Nase um unseren Bug herum geschwommen. Mal abgetaucht, mal aus dem Wasser gesprungen. Es war toll und wir hätten sie fast anfassen können, so nah waren die bei uns.

Delfine zum Greifen nahe

Ein irres Erlebnis!!!



Etwas später kommt dann auch noch Wind auf und wir können die letzten Meilen nach Cascais segeln. Gegen 1900 sind wir dort gelandet. Dies ist der Ort, von dem aus wir Lissabon besuchern werden - ein weiterer Meilenstein unserer Reise.

Cascais

Lissabon

Unser erstes Ziel in Lissabon ist Belém. Mit dem Zug von Cascais aus sind wir in einer knappen halben Stunde dort. Als erstes sehen wir uns den Torre de Belém an. Dieser Turm ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Lissabon. Er diente als Verteidigungsanlage, aber auch als Gefängnis. Von oben hat man eine schöne Aussicht auf Lissabon - insbesondere die "Golden Gate"-Brücke.

Nach der Turmbesteigung stärken wir uns erst mal in einem Café. Nach zwei großen überbackenen Toasts und einer leckeren Zitronenlimonade geht es weiter in das Kulturzentrum von Belém. In diesem modernen Gebäude ist zeitgenössische Kunst des 20sten Jahrhunderts ausgestellt. Expressionismus, Pop Art, Dadaismus, Surrealismus ... Teilweise war das ganz interessant, aber wir müssen zugeben, dass wir mit den meisten Werken nichts anfangen können. Ich sag nur: "Schwarze Leinwand mit schwarzem Rahmen" ... Immerhin, der Eintritt in das Museum ist frei!

Hinter dem Museum liegt das Jerónimos-Kloster. Ebenfalls ein beeindruckendes Bauwerk, das wir aber nur von außen besichtigen. Gleich dahinter liegt das kleine Stadtzentrum und dort befindet sich "Pastéis de Belém" - ein Muss für alle Schleckermäuler. In dieser berühmten Konditorei gibt es die gleichnamigen Puddingpastéten. Ich musste vier Stück davon essen - so lecker waren die!!!!

Am nächsten Tag steigen wir wieder in den Zug, um nach Lissabon zu fahren. Dieses Mal geht es an Belém vorbei und hinein ins Zentrum der Metropole. Vom Bahnhof Cais do Sodré nehmen wir die Metro bis Martim Moniz und gehen von dort aus gemütlich bergab erst durch Baixa und dann durch das Alfama-Viertel. Wie unterschiedlich: Baixa mit vielen Geschäften und belebten Straßen, Alfama mit engen Gassen und Treppen und nur wenig Autoverkehr. Immerhin, durch Alfalma fährt auch noch eine historische Straßenbahn bergauf und bergab.

Am Fuß von Alfama angekommen, hatten wir eingentlich vor, ein Fado-Lokal zu besuchen, das uns der Reiseführer empfohlen hat. Aber es ist bereits restlos ausgebucht. Pech gehabt! Bei einem Glas Weißwein im nächsten Café gegenüber vom Fado-Museum beschließen wir, ins Chiado-Viertel zu fahren. Die Metro bringt uns zuverlässig dort hin. Übrigens haben wir uns für die Metro und den Zug je ein 24h-Ticket besorgt, so dass wir nicht ständig neue Fahrkarten kaufen müssen.

Das Chiado-Viertel ist noch großzügiger als Baixa und hat noch größere Geschäfte und Kaufhäuser. Unmittelbar im Anschluss an diesen Stadtteil beginnt Bairro Alto. Dieses Viertel erscheint wie eine riesige Restaurantmeile. Essen kann man hier in jeder Preiskategorie. Wir haben uns für ein ganz winziges Lokal entschieden, das einigermaßen preisgünstig war (Restaurant "Primavera"). Im Nachhinein schien das ein Geheimtipp zu sein. Super nett und total lecker alles. Ich habe hier zum ersten Mal Peixe Espada (Degenfisch) gegessen. Einige wissen, dass unser Schiff früher "Espada" hieß. Die Vorbesitzer fanden diesen Fisch so lecker ...

Nach dem guten Essen ziehen wir weiter durch die Gassen und das aufkommende Nachtleben vom Bairro Alto. Wir entdecken eine lustige Bar, die Bar "Heidi" (ihr Besitzer ist Schweizer!). Natürlich gibt es dort auch den "Heidi-Cocktail", eine interessante Mischung auf Basis von Weißwein und Sekt, mit Minzblättern und Holundersirup (Letzterer original von IKEA gekauft!).

Lissabon Nachtleben
in Lissabon
Heidi Bar

Gegen 2200 treten wir den Rückweg an, fahren aber am nächsten Vormittag noch mal nach Lissabon. Wir haben ja 24h-Tickets, die ihre Gültigkeit erst ab 1600 verlieren.

Unser Plan: Die historische Straßenbahn der Linie 12 zu nehmen und einmal durch Alfama und Baixa zu gurken.

Um kurz vor halb Elf stehen wir (mit etwa 150 anderen Touristen) an der Haltestelle und warten auf den kleinen Wagen. Der kommt und hält direkt vor meiner Nase. Wir steigen als Erste ein, können uns den besten Sitzplatz aussuchen und warten gespannt darauf, dass es losgeht. Nach weiteren 5 Minuten beschließt der Fahrer, dass nun genug Leute eingestiegen sind, macht die Tür zu und fährt los ... etwa 120 Touristen bleiben an der Haltestelle zurück :-)

Nach einer lustigen Fahrt (das muss man wirklich mal gemacht haben!!!), einem Toast und einem Glas Orangensaft sind wir noch einmal nach Belém gefahren. Dort wollen wir das Jerónimos-Kloster von innen besichtigen. Aber die Schlange davor ist endlos und wir wollen uns nicht in der brütenden Sonne dort anstellen. Stattdessen schlendern wir gemütlich über den dortigen Flohmarkt (haben aber nichts gekauft) und schauen auf dem Rückweg noch einmal bei Pastéis de Belém vorbei ...

Den letzten Tag in Cascais nutzen wir, um einzukaufen, Postkarten zu versenden, zu duschen, die Logge zu reparieren und in einem netten Restaurant essen zu gehen. Das war wieder einmal klasse.

Unterm Strich sind wir total froh, in Cascais Halt gemacht zu haben, anstatt nach Lissabon durch zu segeln. Die Marina ist super, die Stadt wunderschön, und die Fahrt mit dem Zug nach Lissabon günstig und total problemlos. Von hier aus geht es nun weiter vier Tage über den Nordatlantik zum Madeira-Archipel.

Überfahrt nach Porto Santo

Dienstag, 4.10.2011

Heute ist der Tag der Abreise zur nächsten größeren Etappe auf hoher See. Unser Ziel ist Porto Santo, eine kleine Insel im Nordosten Madeiras. Von Cascais aus beträgt die Entfernung 480 Seemeilen. Bei einer Durchschnittgeschwindigkeit von 5 Knoten rechnen wir mit einer Reise von 4 Tagen.

Um 1100 geht es los. An der Marinarezeption machen wir noch kurz Halt, um Chipkarten und Stromadapter zurückzugeben. Dabei bemerken wir, dass unser schönes altes zuverlässiges VDO-Echolot den Geist aufgegeben hat. Es hat zwar noch Strom, aber das Display zeigt nichts mehr an. Schöner Mist! Das werden wir baldmöglichst ersetzen müssen und das bedeutet vermutlich, dass Sophie zum Austausch des Lotgebers kurz aus dem Wasser gehoben werden muss. Abgesehen davon, erst mal ein passendes Echolot zu finden. Es dauert noch einige Zeit, bis ich die finsteren Gedanken daran hinter mir lassen kann ...

Jedenfalls kommen wir um 1130 endlich richtig los. Zunächst geht es mit Kurs WSW raus auf den Atlantik, weg vom Festland und südlich unterhalb des Verkehrstrennungsgebietes vor Lissabon vorbei. Wir haben kräftigen Wind (schätze, 5-6 Bft), zunächst aus Nordwest. Mit halbem Wind fliegen wir über die Wellen. Das bekommt Petras Magen erst mal nicht so gut. Eine Runde Schlaf und ein Skopoderm-Pfalster verbessert die Situation. Nach 40 Meilen haben wir den Ausgang des Verkehrstrennungsgebietes hinter uns gelassen. Es ist 1900, wir fallen ab, baumen die Genua nach Steuerbord aus (Schmetterlingsegeln) und nehmen nun direkten Kurs auf Porto Santo. So segeln wir sicher und mit gutem Speed durch die Nacht. Nur wenige große Schiffe kreuzen unseren Weg - alle mit ausreichend Abstand.

Mittwoch, 5.10.2011

Nach einer mehr oder weniger ereignislosen Nacht schläft der Wind morgens etwas ein. Er reicht gerade noch für den Windpiloten, der uns quasi seit unserer Abfahrt aus Cascais ununterbrochen zuverlässig steuert. Unser Speed sinkt auf knapp unter 4 Knoten über Grund. In den noch verbliebenen Wellen rollen wir ziemlich hin und her. Dazu schlagen die Segeln kräftig hin und her, wenn wir beim heruntersurfen einer Welle zuviel Fahrtwind produzieren. Ein bisschen mehr Wind wäre schon schön ...

Nachmittags wurde gekocht. Auch immer wieder eine Herausforderung, bei der Schaukelei. Aber die Nudeln mit Thunfisch- Tomaten-Sauce haben uns beiden geschmeckt.

Nachts kam dann wieder etwas mehr Wind auf. Morgens um 0435 werde ich durch einen Knall und ein erschrockenes "Aua" von Petra wach! Ein Dickschiff hatte plötzlich seinen Kurs geändert und Petra hat reagiert. Dadurch haben wir eine Patenthalse gemacht! Dabei schlägt der Großbaum unkontrolliert um 180 Grad von der einen auf die andere Seite, weil das Segel zuviel Wind von der falschen Seite bekommen hat. Das wird normalerweise verhindert durch einen sog. "Bullenstander", der den Baum zurückhält. Dieser hatte sich jedoch mit einem Knall gelöst. Zum Glück ist nichts Ernsthaftes passiert. Lediglich unser Kompass hat einen Schlag mitbekommen und die Glaskugel hat jetzt ein Loch. Mal sehen, ob ich das reparieren kann.

Shit happens! Das war übrigens die einzige etwas komische Begegnung mit Dickschiffen. Wir hatten weitere, aber da hatten wir immer mit den Kapitänen gefunkt und uns versichern lassen, dass sie uns auf dem Radar haben und uns uns ausweichen. Dank AIS heutzutage alles kein Problem mehr.

Donnerstag, 6.10.2011

Um 1130 trage ich ein, wie viele Meilen wir in den letzten 24 Stunden zurückgelegt haben (das sog. Etmal). Von Dienstag auf Mittwoch hatten wir ein Etmal von 126 Meilen. Das bedeutet, wir hatten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,25 Knoten pro Stunde. Heute beträgt das Etmal aufgrund des schwachen Windes gestern nur 109 Meilen (4,5 Knoten/h). Aber jetzt ist der Wind ja wieder zurück ...

Um 1300 ein Erlebnis der besonderen Art. Wir haben Funkverbindung mit der "Rancho Relaxo". Das ist eine Yacht, deren Crew wir in La Coruna kennengelernt haben. Das Besondere: Wir sind 117 Seemeilen von einander entfernt. Das grenzt schon fasst an ein physikalisches Wunder. Normalerweise wird die Reichweite des UKW-Seefunks mit ca. 30 Meilen angegeben. Auf jeden Fall scheint unsere Funkanlage ganz gut zu funktionieren.

So langsam aber sicher geht uns die Schaukelei auf die Nerven. Die großen Wellen an sich sind ja ganz spannend. Man wird langsam hochgehoben, genießt für eine kurze Sekunde den Ausblick, um dann ins nächste Tal herunter zu gleiten. Aber auf den großen Wellen sind auch noch kleinere Kreuzseen, die das Boot unregelmäßig hin und her werfen. Man kommt sich vor wie auf einem dieser Fahrgeschäfte auf der Kirmes, die sich in alle Richtungen drehen ...

Bei einer Halse am frühen Abend reisst der Schäkel, der den Großbaum mit der Großschot verbindet (das ist das Seil, mit dem man das Segel dichtholt). Wahrscheinlich hatte der schon einen Schlag mitbekommen, als wir die Patenthalse gemacht haben. Zum Glück haben wir Ersatz dabei. Bei der Gelegenheit legen wir das erste Reff ins Großsegel, denn der Wind hat weiter zugenommen und bläst nun mit satten 6 Windstärken. Mit gerefftem Groß schießen wir durch die vom Mondlicht hell erleuchtete Nacht.

Freitag, 7.10.2011

Beim ersten Tageslicht fällt uns auf, dass schon wieder etwas kaputt ist ... Diesmal ist es der Block, der die Reffleine am Ende des Großbaumes umlenkt. Eine gute Gelegenheit, das zweite Reff einzulegen, denn dessen Rolle ist noch ganz. So langsam beschleicht uns das Gefühl, dass dies der Törn der tausend Pannen werden könnte. Aber zum Glück war das der letzte Materialausfall dieser Überfahrt.

Immerhin, der Wind hat uns sehr beschleunigt. Unser Etmal beträgt nun um 137 Meilen (5,7 Knoten/h). Das ist echt schnell und dadurch haben wir den Zeitverlust von vorgestern wieder locker kompensiert. Das Großsegel haben wir mittlerweile geborgen. Die Genua alleine ist bei so viel Wind (es bläst immer noch mit 6 Bft) besser zu kontrollieren und lässt sich auch problem- und stufenlos verkleinern.



So schaukeln wir in die nächste Nacht und freuen uns, dass wir morgen ankommen werden.

Samstag, 8.10.2011

Um 0856 vermeldet Petra: "Land in Sicht!" Schon vor zwei Stunden konnte sie das Leuchtfeuer von Porto Santo erkennen. Aber die Insel ist in Nebel gehüllt und kommt erst jetzt langsam zum Vorschein. Die letzte Nacht war - was das Schaukeln angeht - die anstrengenste. Zwischendurch bekam man Angst, dass sich die Schubladen und Fächer über uns entleeren. Gottseidank hat alles gehalten, aber die Geräuschkulisse war extrem entnervend.

Schleppgenerator
und Windpilot
Land in
Sicht

Jetzt sind wir froh, dass Porto Santo vor uns liegt. Um 1120 biegen wir um die Ostspitze der Insel, bergen die Genua und werfen den Motor an. Um 1200 liegen wir fest in der Marina von Porto Santo. Wir sind ganz schön k.o.! Nun freuen wir uns auf ein paar nette, entspannte Tage hier.

Porto Santo

Montag, 10.10.2011

Ein ganz entspannter Tag gestern. Erst mal haben wir schön ausgeschlafen. Herrlich, endlich mal wieder in Ruhe zu schlafen, ohne Schaukelei, schlagende Wellen und rasselnde Schubladen. Dann draussen frühstücken. Irgendwann kam die Sonne raus und ich dachte: "Hm, gehst Du jetzt rein, weil es so heiss ist oder bleibst Du draussen und ziehst die Sonnenbrille auf?" Was für ein geiles Luxusproblem. Einer unserer deutschen Freunde hat geschrieben, dass in Friedrichshafen vorgestern die 10-Grad-Marke erstmals wieder unterschritten wurde. Hört sich doof an :-)

Mittags wurden zwei Stunden damit verbracht, unser Schaukel-Video ins Netz zu stellen. Zwischendurch aber lustiges Skypen mit der Familie. Außerdem haben wir uns zum Grillen verabredet. Unsere Kickboards haben uns schnell noch mal in die 2km entfernte Stadt gebracht, um Grillfleisch zu kaufen. Und ich habe mir Flip-Flops gekauft. Ein Muss hier in der Gegend :-)

Unsere erste Idee war, am Strand zu grillen. Aber die Crew der "Röde Orm" (aus Kiel) hatte das vorgestern schon gemacht und berichtet, dass der Grill am Strand ziemlich versandet. Also treffen wir uns mit ihnen und einigen anderen Seglern (aus den Niederlanden, Belgien, England, Portugal, Dänemark) am Steg. Cobb-Grills werden angeworfen, Salate herumgereicht. Später packe ich noch die Gitarre aus. Ein extrem netter und lustiger Abend nimmt seinen Lauf. Eines der Highlights waren spontane Tanzeinlagen zu "La Bamba". Und viele nette Gespräche in Broken English. Ja, so in etwa haben wir uns das vorgestellt.

Der heutige Tag ging genau so entspannt weiter. Nach dem Frühstück draussen habe ich mich zum Strand aufgemacht. Der ist hier direkt hinter der Mauer. Feinster Sand, türkisfarbenes Wasser, 22° Wassertemperatur. Da gehe ich glatt mehrfach rein. Zum ersten Mal habe ich eine Taucherbrille genutzt, seit ich die Augen gelasert habe. Das war toll. Und ein paar Fische habe ich auch gesehen - zum Greifen nah.

Porto Santo Strand von
Porto Santo

Dienstag, 11.10.2011

Am Dienstag steht "Wandern" auf unserem Programmzettel. Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf unsere "Höllenmaschine", einen kleinen Scooter, und brausen die Hügel von Porto Santo hinauf. Wir kommen zu einem netten Wanderweg, der uns durch einen Pinienwald mit vielen Stufen zum Gipfel des Pico do Castelo bringt. Oben befindet sich ein nett angelegter botanischer Garten. Der Ausblick ist famos.

Vom Pico do Castelo aus setzen wir unsere Fahrt fort, machen einen kleinen Abstecher auf die Nordseite der Insel und fahren dann weiter zu einem Wanderweg im Osten der Insel. Hier geht es durch Felsen und Steine. Angesichts der hohen Temperatur und mangels Schatten gehen wir aber nur die Hälfte dieses Weges.

Auf der Rückfahrt passieren wir noch einige Windmühlen und haben von einem Aussichtspunkt erneut eine grandiose Aussicht auf die Insel und den Hafen.

Mittwoch, 12.10.2011

Leider müssen wir am Mittwoch den Roller wieder zurückgeben. Vorher nutze ich noch die Gelegenheit und fahre zweimal zum Einkaufen, um Wasser und Wein zu besorgen. Außerdem ziehe ich die Reffleinen neu ein und bringe neue Blöcke (Rollen) an, damit die Leinen besser laufen. Dabei fällt mir einer der Blöcke ins Wasser. Ich muss mit ansehen, wie das gute Stück (schätze 50 EUR) langsam im Nichts versinkt ... Shit!

Um 1430 geben wir den Roller ab. Danach besichtigen wir in der Stadt das Columbus-Haus. Columbus hatte eine Einheimische geheiratet und lebte hier wohl auch einige Jahre. Darauf sind die Insulaner ziemlich stolz und feiern jedes Jahr im September ein Columbus-Festival. Dabei wird die Hochzeit von den Einheimischen in historischen Kostümen nachgespielt. Das Columbus-Haus ist allerdings nicht so aufregend. Im großen und ganzen handelt es sich um großzügig gestaltete Texte an den Wänden, die einiges aus der Zeit der Entdecker berichten. Allerdings alles auf Portugiesisch ...

Abends sind wir wieder zum Grillen verabredet. Heute ist die Segelyacht Tamora hier eingelaufen. Die beiden Eigner, Silke und Dieter, haben wir schon in La Coruna und Portosin getroffen. Lustig, man trifft sich immer irgendwo wieder. Auch heute Abend sind die Crews der Moana (DK), Röde Orm (D) und Samantha (NL) dabei. Die Cobb-Grills geben mal wieder alles! Später kommen noch zwei junge schwedische Crews dazu.

Donnerstag, 13.10.2011

Ich kann einen ortsansässigen Taucher motivieren, mal nach meinem verloren gegangenen Block zu tauchen. Was soll ich sagen? Hurrah!! Er hat ihn wieder gefunden! Eine Flasche Wein als Dankeschön hat er vehement abgelehnt. Echt nett! Außerdem habe ich - wie schon hunderte Crews vor uns - ein kleines Bild auf die Hafenmauer gemalt. Die ganze Mauer ist voll von kleinen und größeren Malereien, die an die Schiffe erinnern, die hier waren. Jetzt sind auch wir hier verewigt.

Porto Santo Porto Santo Marina Porto Santo Unser Bild

Auch die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen von Entspannung. Porto Santo ist meiner Meinung nach ein Muss für Fahrtensegler, die auf dem Weg von Festlandeuropa Richtung Süden sind.

Madeira

Sonntag, 16.10.11

Gestern sind wir um 1830 in Funchal gelandet. Der erste Eindruck: Beeindruckend! Man liegt hier quasi mitten in der Stadt. Die Lichter der Häuser umgeben einen Nachts wie ein künstlicher Sternenhimmel. Einen Bekannten haben wir auch wieder getroffen: Rik (ein Belgier) von der Masquenada. Mit Rik haben wir schon auf Porto Santo gefeiert.

Abends waren wir in einem Restaurant und haben Peixe Espada gegessen. Petras Fisch war gegrillt, meiner gebraten und mit Brat-Banane garniert. Espada ist hier der angesagte Fisch. Ich erwähnte ja schon, dass unsere Voreigner das Schiff nach einem Madeira-Urlaub "Espada" getauft hatten. Kein Wunder, an dem Fisch kommt man hier nicht vorbei.

Heute haben wir uns gemütlich die Stadt Funchal angesehen. Schöne kleine Gässchen. Sonntags ist es hier sehr ruhig. Die ganzen Katholiken sind brav in der Kirche und verzichten weitestgehend auf das Arbeiten. Aber ein großer Supermarkt hatte trotzdem auf. Dort haben wir unseren ersten Weihnachtsschmuck gekauft (sind ja nur noch zwei Monate!!!) - eine bunt funkelnde Lichterkette! Echt geil!!!

Eben haben wir noch einen Spaziergang durch die Altstadt gemacht. Dort gibt es ein Kunstprojekt, in dessen Rahmen die Eingangstüren in der Rua de Santa Maria künstlerisch gestaltet werden. Sehr abwechslungsreich, bunt, schrill und oft auch sehr schön. Die Bilder sprechen für sich ...

Bemalte Türen in der Rua de Santa Maria

Donnerstag, 20.10.11

Vorgestern haben wir uns mit der Crew der Röde Orm zu einem besonderen Highlight verabredet: Die Seilbahn hoch zum Ortsteil Monte und von dort mit traditionellen Schlitten (Carros de Cesto Tobbogan) über die Straßen wieder zu Tal. Dafür sind wir extra früh aufgestanden (8 Uhr), um uns kurz nach 9 auf den Weg zu machen.

Die Seilbahn startet unmittelbar vor dem Altstadtviertel und bringt uns ganz nach oben an den Stadtrand von Funchal. Hier oben befindet sich der Jardim Tropical, einer der vielen Gärten von Funchal. Die Aussicht (schon in der Seilbahn) ist toll. Wir sind froh, nicht auf einen Taxifahrer reingefallen zu sein, der uns vorgerechnet hatte, dass es mit seinem Taxi doch viel billiger wäre, nach oben zu fahren.

Neben dem Jardim Tropical (den wir nur von außen besucht haben) befindet sich die Kirche Igreja do Monte. In dieser Kirche wurden die sterblichen Überreste des letzten Kaisers von Österreich bestattet. Er hatte nach der Auflösung des Kaiserreiches (1918) hier in Funchal im Exil gelebt und scheint recht beliebt gewesen zu sein. Darüber hinaus wurde er vom letzten Papst (Johannes Paul II) auch noch selig gesprochen. Das ist natürlich was für die Katholiken hier ...

Am Fuß der Kirche warten weißgekleidete Männer mit Strohhüten und Stahlkappenschuhen auf Kundschaft. Sie treiben - jeweils zu zweit - einen der Korbschlitten mit Fahrgästen zu Tal. Die Schlittenfahrt kostet 30 EUR für zwei Personen, aber sie ist soooo lustig, dass es sich auf jeden Fall lohnt. Die meiste Zeit stehen die Schlittenfahrer hinten auf den Kufen und steuern die rasante Fahrt durch Gewichtsverlagerung. Auf einem Zwischenstück wird der Schlitten von beiden gezogen. Dann geht es wieder mit stärkerem Gefälle abwärts. Alles auf öffentlichen Straßen, wohlgemerkt! Die Fahrbahndecke ist von den Kufen schon ganz blank gescheuert. Was für ein Spaß!!!

Von der Talstation der Schlitten aus geht es zu Fuß weiter über steile Straßen ins Tal hinunter. Ein netter Spaziergang.

Marina Funchal Funchal Schlittenfahrer Funchal

Gestern sind wir wieder um 8 aufgestanden. Wir nehmen einen Bus um 1000 ins Landesinnere, um Wandern zu gehen. Die 45 Minuten dauernde Fahrt ist für sich schon ein Erlebnis. In engen Serpentinen geht es zügig erst die Stadt hinauf und dann in die Berge von Madeira. Nichts für schwache Nerven! Unser Ausgangspunkt ist der Ribeiro Frio (Kalter Fluß). Von hier nehmen wir einen gut ausgebauten Wanderweg, der uns über 11km nach Portela bringt. Die meiste Zeit laufen wir an einem der typischen kleinen Kanäle entlang (ca. 80cm breit), die Quellwasser ins Tal transportieren. Links von uns fällt der Berg steil ab. Zwischen den Bäumen tun sich hin und wieder gigantische Panoramen auf. Durch die tief hängenden Wolken, die sich im satten Grün der Bäume festklammern, wirkt es etwas gespenstisch. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn hier gleich Gorillas aus dem Nebel aufgetaucht wären.

Für den Trail brauchen wir etwa 3 Stunden. Von Portela aus bringt uns ein Bus wieder nach Funchal. Sightseeing auch hier im Fahrpreis inklusive. Madeira ist wirklich schön!

Madeiras grüne Berge

Gestern abend hatten wir mal wieder Lust auf Caipirinha. Die Party fand bei uns im Cockpit statt und ging bis halb zwei oder so ... :-)

Montag, 21.10.11

Gestern Abend hatten wir ein besonderes Erlebnis: Fado! Nach einem etwas verbummelten Tag (ich habe ein bisschen gebastelt) und einer interessanten Führung durch eine Madeiraweinkellerei stand uns nicht so der Sinn nach kochen. Gemeinsam mit Rik sind wir in das Altstadtviertel gegangen, um etwas zu essen. Bereits vor ein paar Tagen ist uns dort ein kleines Lokal aufgefallen, in dem jeden Abend (von der Familie) live Fado gespielt / gesungen wird. Unsere Erwartungen waren zwar nicht gerade hoch, aber das hörte sich nett an.

So sind wir also gegen halb neun in das kleine Restaurant gegangen. Dort sang gerade der Wirt persönlich. Dazu spielten zwei Männer Gitarre und Mandoline (letzteres nannten sie portugiesische Gitarre). Die junge Bedienung reichte uns die Speisekarte (und eine Taschenlampe, weil das Licht gedämpft war). Die Atmosphäre war irgendwie feierlich.

Sehr schnell ist uns deutlich geworden, dass das hier keine Amateure sind. Der junge Mann an der Mandoline war verdammt gut. Die Finger flitzten nur so über das zwölfsaitige Instrument. Ganz nebenbei hat der dann während des Spielens auch noch kurz sein Handy gecheckt ... Nach dem Wirt trat dessen Frau auf. Mit eindrucksvoller, kräftiger Stimme, unterstrichen von aussagekräftiger Mimik und Gestik hat sie uns den Fado präsentiert. Aber es wurde noch besser. Aus der Küche kam eine junge Frau und sang so schön, dass einem das Herz aufging. Zwischendurch warf sie dabei immer mal wieder einen Blick nach hinten in die Küche, um zu sehen, ob dort noch alles in Ordnung ist! Selbstverständlich hat auch die junge Bedienung gesungen. Und damit auch nicht aufgehört, als sie unser Essen serviert hat ... So ging das dann den ganzen Abend weiter. Der junge Gitarrero spielte zwischendurch auch mal normale Gitarre (überirdisch gut!), und singen konnte der natürlich auch. Ein Talentscout hätte den vom Fleck weg engagiert.

Später gab es dann noch Duette und einmal haben auch alle gemeinsam im Wechsel etwas gesungen. Und es war wirklich alles eine Familie. Die junge Bedienung und der junge Mann an der Mandoline sind die Kinder der Wirtin (aus erster Ehe), die Frau aus der Küche ist die Tochter des Wirtes (aus erster Ehe).

Das Lokal heisst übrigens "Sabor a Fado" und wurde erst vor drei Monaten eröffnet. Ein absoluter Geheimtipp also! Hier eine kleine Kostprobe von Alexandra Sousa (der Wirtin): Alexandra Sousa: Silęncio

Mittwoch, 23.10.11

Heute haben wir den kräftigen Westwind genutzt und sind von Funchal aus nach Quinta do Lorde, einer kleinen Marina im Osten von Madeira, gesegelt. Angesagt sind heute in der Nacht noch 6 bis 7 Windstärken, heute Mittag waren es satte 5 bis 6. Mit Wind von hinten, raumschot und mit Sturmsegel war das ein tolles Dahinrauschen. Jetzt liegen wir hier fest und sicher, waren gerade Duschen und gehen gleich in das einzige Restaurant hier am Ort essen.

Vorgestern war ich mit unseren Segelfreunden noch einmal im Fado-Lokal. Alle hatten einen Riesenspaß und waren von der Qualität sehr angetan. Gestern haben wir den Tag noch nett in Funchal verbummelt, waren groß einkaufen (wir sind jetzt autark für mindestens eine Woche!), haben die zweite Halbzeit BVB vs. Kölle verfolgt (5:0!!!) und haben abends auf dem Steg gegrillt. Neben unseren deutschen Freunden waren auch zwei nette junge Schweden dabei. Sie wollen mal sehen, wie weit sie mit ihrem Geld kommen, rechnen damit, 4 Jahre unterwegs zu sein. Echt cool!

Morgen geht es los in Richtung Lanzarote zur Insel La Graciosa. Unser erster Stopp auf den Kanaren. Auf Lanzarote werden wir voraussichtlich bis Anfang Dezember bleiben.


Sabor a Fado, DER Geheimtipp in Funchal!
Google
WWW wearesailing


Impressum/Datenschutz: FAQ Email: olaf@wearesailing.net