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Biskaya, Bretagne und die Kanalinseln: Anspruchsvolles Segeln in einem Traumrevier



Felsküste vor Camaret-sur-Mer

Am 27. Juni setzen wir unsere Reise in Richtung Norden fort. Auf dem Weg von der Gironde-Mündung in den Ärmelkanal streifen wir La Rochelle und die Ile d'Yeu, umsegeln die gesamte Bretagne und machen einen Stopp auf den britischen Kanalinseln. Nach dreieinhalb Wochen erreichen wir am 21. Juli Cherbourg.

Von Port Medoc zur Ile d'Yeu



La Rochelle

Am 27.6.2012 verlassen wir Port Medoc mit dem Ziel La Rochelle. Es ist tierisch heiss. Zum Segeln reicht der Wind nur auf den letzten Meilen. Den Großteil der 50 Meilen bis nach La Rochelle bringt uns unser Motor voran. Trotzdem ist es nach den langen öden Kanalfahrten schön, mal wieder Seegang zu spüren. Und der aufrecht stehende Mast sieht irgendwie auch besser aus, als der liegende Mast.

In La Rochelle machen wir einen Hafentag. Die Stadt ist sehr maritim. Die Marina ist gigantisch und mit Booten vollgepackt. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das größte Schiffsausrüsterdorf, das wir jemals gesehen haben. Außerdem ist La Rochelle eine schöne alte Stadt, irgendwie anders als die spanischen Städte - obwohl ich nicht genau sagen kann, was den Unterschied genau ausmacht. Vielleicht die Farbe der Mauern? Oder die teilweise schlichtere Architektur? Bei einem sündhaft teuren Milchkaffee haben wir darüber nachgedacht und sind zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Zurück zur Marina haben wir den Wasserbus genommen, ein Fährboot, das ausschließlich durch Solarstrom angetrieben wird.

Am 29.6. geht es weiter. Unser nächster Halt ist Les Sables-d'Olonne. Die 45 Meilen bis dort hin wurde endlich mal wieder richtig gesegelt. Der Himmel war zwar grau und der Wind wie der Strom kamen erst mal von vorne, aber wir haben uns nicht abschrecken lassen. Sophie ist tapfer aus der Bucht vor La Rochelle und an der Ile de Re vorbei gekreuzt. Danach ging es mit halbem Wind Richtung Ziel. Les Sables-d'Olonne ist in Seglerkreisen bekannt, weil hier eine der härtesten Regatten der Welt startet: Die Vendee Globe. Das ist ein Einhand-Rennen einmal rund um die Welt. Der Start findet dieses Jahr am 10.11.2012 um 13:02 Uhr statt. Bereits jetzt hängen überall Plakate mit den Teilnehmern an der Straße und kündigen das Ereignis an.

Wir verlassen dieses Segel-Mekka am nächsten Morgen. Auf dem Weg aus dem Hafen haben wir spontan drei junge Franzosen mit ihrer kleinen Segelyacht abgeschleppt. Ihr Außenborder hat gestreikt. Vor dem Hafen konnten sie dann direkt lossegeln ...

Schlepphilfe

Eigentlich sind es zur Ile d'Yeu, unserem nächsten Ziel, nur knapp 30 Meilen. Aber der Wind kam aus Westsüdwest mit 4-5 Windstärken. Also mussten wir die ganze Zeit gerefft und hoch am Wind segeln. Dazu hat der Atlantik mal wieder gezeigt, was hohe Wellen sind.

Nach ziemlich anstrengenden 8,5 Stunden, in denen wir durch das Kreuzen 35 Meilen zurück gelegt haben, sind wir in den Hafen Port Joinville auf der Ile d'Yeu eingelaufen. Hier stellt sich gleich Inselfeeling ein. Wir wissen zwar nicht, woran es liegt, aber man merkt irgendwie, dass man auf einer Insel ist. Um das richtig zu genießen, legen wir einen Hafentag ein.

Es war mal wieder an der Zeit, zu biken!!! Bei einem der vielen Verleihbetriebe vor Ort in Port-Joinville konnte man ein Motorrad leihen. Eine 125ccm Suzuki, Einzylinder, Viertakter ... ein ganz nettes Teil. Damit sind wir gemütlich über die Insel gebraust. Einmal um die Insel, das sind etwa 30km. Kann man auch mit dem Fahrrad machen, aber Fahrradsport ist anstrengend, Motorsport ist cooool :-)

Rund um die Insel verläuft ein Weg, der von Fahrradfahrern, Motorradfahrern und Geländewagen genutzt wird. Hin und wieder asphaltiert, meistens aber eine Schotterpiste. Die Insel ist nicht besonders hoch. Die Ufer sind felsig, aber nicht sehr steil. Auf der Südwestseite der Insel befindet sich eine alte Burg, Le Vieux Château. Sie wurde im 14ten Jahrhundert erbaut. Selbst als Ruine sieht die Burg noch sehr beeindruckend aus. Die Landschaft wirkt ein wenig wie Schottland, allerdings ist das Grün der Wiesen nicht ganz so satt (und es gibt auch weniger Schafe). Dafür sind wir an einer Brutkolonie von Möwen vorbeigekommen. So etwas haben wir bislang auch noch nicht aus der Nähe gesehen.

Ile d'Yeu Le Vieux Château Häuser auf der Ile d'Yeu

Die Südbretagne



Menhire bei Carnac

Von der Ile d'Yeu aus ist die Bretagne fast schon zum Greifen nah. Nach einem Zwischenstopp am 2.7. in Herbaudière (27 Meilen in 4 Stunden!) segeln wir weiter nach La Turballe, unserer ersten Station in der Bretagne

Dazu müssen wir schon um 0700 Uhr aufstehen. Die Gezeiten wollen berücksichtigt werden und wir möchten noch bei ausreichend Wasser unterm Kiel aus Herbaudière auslaufen. Um kurz nach Acht sind wir unterwegs. Wieder haben wir Südwestwind, allerdings etwas weniger als gestern. Schönes Segeln! Und hin und wieder kommt sogar die Sonne hervor.

Wir fahren durch ein Ankerfeld mit großen Pötten. Außerdem funken wir mit einem anderen großen Pott, der unseren Weg kreuzt. Er weicht uns großzügig aus, sehr nett und kein Problem. Gegen 1330 Uhr haben wir den Hafen La Turballe erreicht. Im Hafenführer steht, man soll vor dem Einlaufen die Marina auf Kanal 09 anrufen. Es meldet sich aber keiner. Vermutlich Mittagspause ... Also fahren wir einfach rein und finden auch direkt einen Platz am Gästesteg.

Der Hafenmeister kommt um 1400 Uhr aus der Mittagspause. Wir duschen, gehen einkaufen und sehen uns in der Stadt um. Ein nettes bretonisches Fischerdorf mit alten Häusern und vielen Fischrestaurants. Ich gönne mir 6 Austern. Dazu trinken wir ein Glas Weißwein. Willkommen in der Bretagne!

Unser nächstes Ziel, La Trinité sur Mer, ist auch wieder so ein berühmter Segelort der Franzosen. Eric Tabarly, einer der größten Segelhelden Frankreichs, kam aus diesem Ort. Heute liegen hier Hochgeschwindigkeitstrimarane (z.B. der sehr bekannte Trimaran IDEC von Francis Jouyon) und warten auf die nächste Rekordfahrt.

Obwohl es grau und etwas nieselig war, hatten wir wieder echt geiles Segeln dorthin. Halber Wind mit 4 Bft (in Böen 5) ... da läuft unser Schiff permanent an der Grenze zur Rumpfgeschwindigkeit! Kurz nach unserer Ankunft sind wir vom französischen Zoll kontrolliert worden. Nicht, wie in Spanien, draussen auf See, sondern am Steg. Die Zöllner waren aber ganz nett und vor allem ziemlich beeindruckt von unserer Route ...

Der Ort ist echt nett. Hinter der Hafenmeile mit Restaurants liegen kleine Gassen mit alten Häusern, die aus groben Steinen gemauert sind.

La Trinite-sur-Mer IDEC

Der nächste Tag war mal wieder ein Wandertag! Wir sind mit dem Bus in den Nachbarort Carnac gefahren und haben uns dort die Megalithen angesehen. Megalithen sind große Steine, die von Menschen vor über 4.000 Jahren aufgestellt wurden (Vorlage für die Hinkelsteine von Obelix). Bereits in Stonehenge haben wir Megalithen gesehen. In Carnac gibt etwa 2.800 dieser Steine, die in parallelen Reihen aufgestellt sind. Warum die Menschen das damals gemacht haben, weiss man nicht genau. Sicher ist lediglich, dass solche Steine, die tischförmig aufgebaut wurden (sog. Dolmen) häufig Grabstätten waren. Die Bedeutung der Steinreihen aus den sog. Menhiren ist jedoch unbekannt.

Der Bus hat uns an den Strand von Carnac gebracht. Von dort sind wir erst mal 2,5km in Richtung Altstadt gelaufen und haben uns die zentrale Kirche, Eglise Saint-Cornély, angesehen. Der heilige Cornelius war einer der ersten Päpste (etwa 200 nach Christus) und wurde von den Römern vertrieben, weil er sich zu vehement gegen Tieropfer eingesetzt hat. Er floh in diese Gegend. Einer Legende nach sind die Menhire zu Stein gewordene römische Soldaten, die Cornelius verfolgt haben. Weil Cornelius sich gegen Tieropfer eingesetzt hat, gilt er als Schutzpatron des Viehs. In der Kirche über dem Haupteingang ist Cornelius dargestellt. Rechts und links von ihm Rinder und Menhire. In der Kirche (von 1639) sind Reliquien von Cornelius aufbewahrt. Auch sonst ist die Kirche ganz interessant. Z.B. gibt es in einem Erker eine Deckenbemalung, die musizierende Engel zeigt (mit Orgel, Laute, Harfe usw.). Sowas haben wir in dieser Form auch noch nicht gesehen.

Am nördlichen Stadtrand beginnen die Steinreihen, die wir komplett abgewandert haben. Dabei hatten wir einigermaßen Glück mit dem Wetter. Bis auf einen kurzen Regenschauer sind wir trocken geblieben. Zum Abschluss haben wir den größten Hinkelstein besucht, den Géant du Manio. Er ist 6,5 Meter hoch und steht mitten im Wald.

Zurück nach La Trinité sur Mer sind wir zu Fuß gegangen. So haben wir über 4 Stunden mit Wandern verbracht. Aber damit nicht genug ...

Nach einer Stunde Pause auf dem Schiff ging es mit dem Bus weiter nach Aurey. Aurey hat eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Innenstadt, die wir uns auch unbedingt ansehen wollten. Im ersten Moment sah das etwas enttäuschend aus, weil uns der Bus im neueren Stadtteil abgesetzt hat. Aber nach ein paar Schritten talwärts zum Fluss haben wir die richtige Altstadt doch noch gefunden. Sehr sehenswert!!

Der heilige
Cornelius
Menhire Aurey

Nach so viel Kultur haben wir uns einen schönen Abschluss verdient und sind in einem gehobenen Restaurant in Trinité sur Mer essen gegangen. Petra hatte leckeres Schweinefilet. Für mich gab es die große Meeresfrüchteplatte. Da waren alleine 19 (!) Austern drauf. Außerdem große Scampis, eine halbe Riesenkrabbe, Gambas, Muscheln und Meeresschnecken ... Es war brutal viel und ich habe nicht alles geschafft (aber immerhin unter anderem 18 Austern ...).

Am nächsten Tag, einem schönen Segeltag und 32 Seemeilen auf Amwindkurs, liegen wir im Hafen Port Tudy auf der kleinen Insel Ile de Groix. Es scheint zur Abwechslung sogar mal die Sonne. Ein nettes kleines Inselchen ... Wir sind vom Hafen hoch in den Ort geschlendert und haben uns in einer Creperie leckere Crepes und Gallettes gegönnt. Gallettes sind Crepes aus dunklerem Teig, die mit herzhaften Füllungen (Käse, Schinken, ...) serviert werden. Ein bretonischer Klassiker, vor allem, wenn man dazu Cidre trinkt.

Auch auf der Ile der Groix könnte man es länger als einen Tag aushalten. Wir aber wollen weiter und segeln am 7.7. gute 30 Seemeilen bei 5 Bft aus Westsüdwest hoch am Wind nach Loctudy.

In der Marina von Loctudy kann man sich Fahrräder beim Hafenmeister leihen - und zwar gratis! Ein Superservice! Von einem deutschen Nachbarlieger auf der Ile de Groix haben wir den Tipp bekommen, in Loctudy direkt am Fischerhafen Langustinos zu kaufen. Die werden frisch um 1715 Uhr angeliefert. Das hat genau gepasst. Pünktlich standen wir auf der Matte und haben ein Kilo der Krustentiere erstanden. Die waren so frisch - die zuckten noch!! Kurz noch mit dem Fahrrad in den Supermarkt, um Baguette, Knoblauch, Zwiebeln und Weisswein zu besorgen und dann schnell unter Deck und den Kocher anwerfen. Ahhhh ... das war sooooooo lecker!!!!!!

Langustino

Wir sind hier in einem wirklich sehr schönen Ort gelandet. Die Marina ist ja schon Klasse (günstig, Fahrräder umsonst, Waschmaschinen ...), aber auch Loctudy selbst ist ganz entzückend.

Wir bleiben einen weiteren Tag und machen eine kleine Radtour in den Ort. Als erstes haben wir die romanische Kirche bewundert. Mit ihrem Bau wurde Ende des 11ten Jahrhunderts begonnen - sie ist also schon über 1.000 Jahre alt! Von Loctudy aus begann die Christianisierung dieser Gegend. Weiter drinnen im Ort gibt es viele alte Häuser im für die Bretagne typischen Baustil. Man merkt, dass dieses Land keltische Wurzeln hat. Vieles erinnert uns an Schottland. Und die Bretonen selbst fühlen sich auch eher als Kelten, denn als Franzosen.

Zufahrt zu Loctudy Loctudy

Das Kap Hoorn der Bretagne



Pointe du Raz

Am Montag, den 9.7. verlassen wir Loctudy und nehmen die letzten Meilen nach Westen in Angriff. Unser Ziel ist Pointe du Raz, ein Kap, das die Bretagne im Westen begrenzt. Um Pointe du Raz herum laufen sehr starke Gezeitenströme. Je nachdem, ob Ebbe oder Flut ist, nach Norden oder Süden. Dabei entstehen in Abhängigkeit der Windrichtung hohe und konfuse Wellen. Deshalb muss der Zeitpunkt der Umrundung sorgfältig gewählt werden. Weil die Umrundung nicht ganz einfach ist und manchmal auch nicht möglich, wurde das Kap Leichtsinnigen über die Jahrhunderte immer wieder zum Verhängnis. Deshalb nennt man es auch das Kap Hoorn der Bretagne (obwohl das in Wirklichkeit stark übertrieben ist).

Am besten ist es für uns, bei Stillwasser vor der Flut um das Kap zu segeln. Das werden wir am Montag nicht mehr schaffen. Deshalb planen wir nach etwas über 30 Meilen einen Zwischenstopp in Audierne ein. Auf dem Weg nach Audierne bei Westwind mit 4 Bft, also auf Hochamwind-Kurs, taucht eine große Delfinschule unter unserem Schiff hindurch. Sie scheinen auf Jagd zu sein, denn sie interessieren sich nicht für uns. Aber schön, noch einmal Delfine (und gleich so viele) zu sehen. Außerdem kreuzen wir lange gemeinsam mit einem alten Schoner nach Westen.

In Audierne gibt es, geschützt von einem großen Wellenbrecher, ein Feld mit Muringbojen für Besucher. Dort kann man gut und sicher über Nacht liegen. Ein freundlicher Junge im Motorboot kassiert die Gebühr von 10 EUR und bietet auch einen Taxiservice an, falls man an Land gehen will. Wir bleiben jedoch an Bord, kochen lecker und machen es uns gemütlich bei "Harry Potter und der Halbblut-Prinz".

Kurs West! Audierne

Am Dienstag haben wir Zeit und können ausschlafen. Stillwasser am Pointe du Raz tritt fünfeinhalb Stunden nach Hochwasser Brest ein. Das ist Dienstag um 1550 Uhr. Bis zum Kap liegen noch 10 Meilen vor uns, die wir teilweise kreuzen müssen. Also brechen wir um 1315 Uhr auf. Der Wind macht einen etwas kräftigeren Eindruck als gestern. Deshalb legen wir vorher noch ein Reff in das Großsegel. So kreuzen wir nun schön in Richtung Kap. Mit uns sind einige andere unterwegs. Beruhigend, denn dann kann meine Berechnung ja nicht so ganz falsch sein ...

Pünktlich um 1600 Uhr segeln wir um das Kap. Strömung ist tatsächlich nicht vorhanden. Aber schon jetzt gibt es ein paar unangenehme Wellen, die uns etwas durchschaukeln. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie das hier bei 6 Bft und Wind gegen Strom aussehen muss. Der Törnführer schreibt jedenfalls, dass bei solchen Wetterlagen die Passage nicht benutzt werden darf. Aber wir haben heute ein gutes Wetterfenster erwischt. Wolken und Sonne wechseln sich ab und wir können den Ausblick auf das Kap genießen. Irgendwie auch ein bisschen wehmütig, denn an diesem Kap endet (zumindest gefühlsmäßig) die Biskaya, in der uns das Segeln extrem viel Spaß gemacht hat. Und so langsam wird uns auch klar, dass wir wirklich auf dem Heimweg sind.

Nach dem Kap liegen noch 20 Meilen bis nach Camaret sur Mer vor uns. Die ersten Meilen segeln wir entspannt mit angenehmem halben Wind und Sonnenschein. Dann jedoch, von jetzt auf gleich, ändert sich das Wetter. Es regnet kurzzeitig in Strömen und der Wind nimmt deutlich zu (in Böen 6 Bft). Sophie und wir stecken das gelassen weg, aber vorher war's irgendwie schöner ... :-)

Camaret sur Mer erreichen wir um kurz nach Sieben. Wir machen längsseits an einem alten Klassiker mit britischer Flagge fest. Wir sind noch nicht ganz fest, da bieten uns die Briten schon ein Glas Rotwein an. Sehr nett!! Wir tauschen Komplimente bezogen auf unsere schönen Schiffe aus und quatschen eine halbe Stunde in ihrem Cockpit. Dann verabschieden sie sich zum Essen. Wir haben ja auch noch ein wenig mit dem Schiff zu tun. Später treffen wir uns zufällig im Restaurant wieder, schieben die Tische zusammen und haben noch einen sehr lustigen Abend.

Die Nordbretagne



l'Aber Wrac'h

Die nächsten beiden Tage bleiben wir in Camaret. Direkt am Hafen ist eine alte Seefahrerkirche. Innen ganz schlicht, aber sehr schön. Auf dem Weg in die Stadt kommt man an einem Schiffsfriedhof vorbei. Hier gammeln alte Fischkutter vor sich hin. Ein trauriger Anblick. Der Ort selbst ist ganz nett, eben typisch Bretagne. Schmale Gassen, kleine Häuser, viele Fassaden aus grobem Stein. Und alles sehr entspannt ...

Schiffsfriedhof
in Camaret
Camaret-sur-Mer Petra und das Meer Häuser in Camaret

Es beginnt, kräftig zu regnen. Dazu weht ein ungemütlicher Südwestwind. Eine Kaltfront zieht durch. Trotzdem müssen wir raus, um einzukaufen. Außerdem wollen wir beim Schiffsausrüster eine weitere Seekarte für die Weiterfahrt erwerben.

Am 13.7. ist es nur noch etwas regnerisch und etwas windig! Also perfekt, um abzulegen und das letzte nach Westen gerichtete Kap zu umrunden. Genau genommen ist es gar kein Kap, sondern eher ein langezogener Küstenstreifen, der westlich von Brest die Biskaya vom Ärmelkanal trennt.

Bis um die erste Ecke können wir schön segeln. Danach fällt der Wind von hinten ein und ist nicht mehr stark genug, uns durch die schaukelnden Wellen zu schieben. Also machen wir (seit langem mal wieder) den Motor an, um die fehlenden 20 Seemeilen nach l'Aber Wrac'h zu schaffen. Mittlerweile hat es sich auch wieder eingeregnet ... Aber wir sind gut angekommen, der Hafen hat alles was man braucht, und wir sind froh, wieder ein gutes Stück weiter gekommen zu sein. Am nächsten Morgen, dem Nationalfeiertag der Franzosen, trauen wir unseren Augen kaum: Blauer Himmel und Sonnenschein!!! Endlich!! Genau das richtige Wetter, um mit dem Bus nach Brest zu fahren und Merle zu besuchen.

Merle, eine junge Frau aus Berlin, haben wir letztes Jahr in Portugal kennengelernt. Sie hat mit ihrem Boot, einer Ecume de Mer, bereits die Ostsee umrundet (und ein Buch darüber geschrieben: Ostseeprinzessin). Letztes Jahr ist sie mit ihrem Boot bis nach Brest gesegelt und hat es dort an Land stellen lassen. Nach Portugal ist sie mit anderen Seglern mitgereist. Nun ist sie mit ihrem Freund Elias wieder in Brest, um weiter zu segeln. Leider war das Boot nach einem Jahr in einem nicht besonders guten Zustand und so verzögert sich ihre Abreise, denn es gibt jede Menge zu putzen. Aber davon lässt sich Merle nicht unterkriegen. Ein wirklich toughes junges Mädchen. Unheimlich sympathisch und lustig! Jedenfalls war das Wiedersehen mit ihr sehr nett und witzig.

Nach gemeinsamem Crepes-Essen und ausgiebigem Geplauder sind wir weiter in die Innenstadt von Brest gezogen. Hier findet gerade das große Hafenfest statt. Dazu kommen auch viele Traditionsschiffe in den Hafen von Brest (ähnlich wie bei der Kieler Woche). Leider ist der Zutritt zum Fest nur mit Eintrittskarte möglich und vor den Eingängen bildeten sich lange Schlangen. Da wir schon um 1920 Uhr mit dem Bus wieder zurückfahren müssen, haben wir uns das Ganze nur von außen angesehen. Gut zu sehen waren die beiden russischen Viermastbarken Sedov und Kruzenstern. Die Sedov ist uns bereits auf See begegnet, als wir Camaret sur Mer verlassen haben. Wirklich imposant! Außerdem ist eine bretonische Dudelsackkapelle an uns vorbeimarschiert. Man kommt sich vor wie in Schottland.

l'Aber Wrac'h Merles Lille Me Kruzenstern
und Sedov

Auch den nächsten Tag verbringen wir in l'Aber Wrac'h. Es gibt Sonnenschein satt! Traumwetter! Wir machen einen schönen Spaziergang am Ufer der Bucht. Der Ausblick ist wunderschön. Zur Belohnung für die kleine Wanderung gab es ein Erdbeereis für Petra und drei Austern mit einem Glas Weißwein für Olaf. Die Bretagne ist echt eine Reise wert!

Am 16.7. verlassen wir l'Aber Wrac'h und segeln 50 Meilen weiter ostwärts. 5-6 Windstärken (in Böen 7) von Südwest haben uns unter gereffter Genua und bei Sonnenschein gut voran gebracht.

Wir fahren in den Hafen von Ploumanac'h. Die Einfahrt ist spektakulär zwischen hohen Felsen hindurch. Dank GPS und Kartenplotter nicht so schwierig, aber doch spannend. Außerdem fällt der Zufahrtskanal fast trocken. Aber wir hatten mal wieder ein ganz gutes Timing und sind mit Hochwasser hier angekommen. Am nächsten Tag müssen wir natürlich sehen, dass wir rechtzeitig wieder auslaufen ... aber das ist so zwischen Neun und Zehn, also ganz zivil.

Zufahrt zu Ploumanac'h

Nach Lezardrieux, unserem nächsten Ziel, sind es 30 Meilen zunächst mit Südwest von hinten. Wir segeln Schmetterling und kommen trotz Gegenstrom ganz gut voran. Lezardrieux liegt ein Stück im Landesinneren an einem Fluss. Nördlich von der Zufahrt gehen wir hoch an den Wind und segeln 6 Meilen fast bis in den Ort hinein. Auch hier liegen rechts und links große Felsen. Eine wirklich eindrucksvolle Kulisse.

Richtung Lezardrieux

Wir sind am frühen Nachmittag da, gehen einkaufen und duschen und genießen den letzten Abend in der Bretagne.

Ein Zwischenstopp auf den Kanalinseln



Guernsey

Am 18.7. reisen wir zu den Kanalinseln. Wir sind morgens um kurz vor 10 Uhr aufgebrochen. Mit ablaufender Tide konnten wir gemütlich den Fluss von Lézardrieux aus zurück ins offene Meer segeln. Der Wind aus SW hat im Laufe des Tages von 4 auf 6 Windstärken zugenommen. Aber der kam ja von hinten. Zwischendurch sind wir mal beigedreht, um das Großsegel zu bergen. Unter gereffter Genua sind wir trotzdem sehr gut vorangekommen. Die Wellen waren ziemlich beeindruckend - vermutlich sind die starken Strömungen hier im Ärmelkanal dafür verantwortlich.

Nach knapp 50 Meilen haben wir Guernsey erreicht. Aber das hat uns nur der Kartenplotter verraten. Die Sichtverhältnisse waren so schlecht (diesig!), dass wir bis auf eine (!!) Meile an Guernsey heranfahren mussten, um die Insel zu sehen. Wie man die früher ohne GPS und Radar bei den Verhältnissen finden konnte, ist uns im wahrsten Sinne des Wortes schleierhaft.

Mit gelber Flagge unter der Gastlandflagge laufen wir in Saint Peter Port ein und bekommen einen guten Platz in der Victoria Marina. Die Kanalinseln unterstehen der britischen Krone, gehören jedoch nicht zum UK oder zur EU. Deshalb muss man hier einklarieren. Also schnell das Zollformular ausgefüllt - und da sind wir!

Wir wollen einklarieren

Auf Guernsey gibt es einen Linienbus, der einmal die komplette Insel umrundet. Für 1 Pfund pro Person ein günstiges Angebot. Die Insel ist sehr schön. Typisch britische Häuser (klein, aus groben Steinen), nette Vorgärten. Und viel Landwirtschaft. Hier ist es üblich, das Gemüse in Selbstbedienung quasi direkt vom Feld zu holen und das Geld dafür in einer Box zu deponieren.

Heute ist die Insel in leichter Aufregung. Prinz Charles und Camilla geben sich die Ehre. Um 1100 Uhr Ortszeit sind sie am Flughafen gelandet und machen hier auch Sightseeing ... leider haben wir sie nicht gesehen.

Nach der Busfahrt sind wir gemütlich durch St. Peter Port geschlendert. Es ist ziemlich hügelig. Erinnerungen an Wuppertal werden wach. In der Altstadt herrscht geschäftiges Treiben. Viele Geschäfte und Cafes sind hier angesiedelt.

Zurück am Hafen betrachten wir erneut staunend den niedrigen Wasserstand. Viele Boote fallen einfach trocken. In unserem Hafenbecken bleibt Wasser stehen - aber nur, weil es eine Süllkante hat, die bei einem Wasserstand von (nur noch) 4,20m trocken fällt. Das Wasser fällt noch weiter auf knapp 2m Wassertiefe. Hochwasserstand ist im Moment knapp 9m. Entsprechend steil ist bei Niedrigwasser der Weg von der Pier auf die Hafenmauer.

Victoria Marina
Guernsey
Guernsey Strand auf Guernsey Das Wasser ist weg

Am 20.7. geht es weiter nach Osten. Unser Ziel ist Alderney. Auch diese Insel gehört zu den britischen Kanalinseln. Um Alderney herum bildet sich sich das berüchtigte Alderney Race. Das ist eine sehr schnelle Tidenströmung, die je nach Gezeit nach Nordosten oder Südwesten fließt. Schon bei wenig Wind bilden sich in diesen Stromschnellen zu Spitzenzeiten hohe und brechende Wellen. Die Geschwindigkeit beträgt bis zu 5 Knoten. Gegenan geht gar nicht. Also ist gutes Timing hier sehr wichtig.

Um zum richtigen Zeitpunkt bei Alderney zu sein, sollte man etwa 4,5 Stunden vor Hochwasser St. Peter Port von Guernsey aufbrechen. Zu dieser Zeit ist der Wasserstand in der Victoria-Marina von Guernsey allerdings noch so niedrig, dass man nicht auslaufen kann. Heute ist dieser Zeitpunkt gegen Nachmittag um 1600 Uhr. Deshalb legen wir schon am Morgen mit Hochwasser ab und legen uns vor die Marina an den Wartesteg. Hier verbummeln wir den Tag bei schönem Wetter.

Pünktlich um 1600 Uhr laufen wir aus St. Peter Port aus. Die ersten Meilen können wir mit angenehmen 3 Windstärken segeln. Dann wird der Wind zu schwach und wir müssen den Motor anwerfen, um noch pünktlich auf Alderney zu landen. Eine sehr ruhige Überfahrt. Südwestlich von Alderney beginnt die Strömung deutlich zuzunehmen. Wir schießen mit über 10 Knoten an der Nordwestseite der Insel vorbei. Dieser Teil der Strömung nennt sich "Swinge" (was im Englischen bedeutet: "Hart zuschlagen"!). Selbst jetzt bei praktisch Null Wind wird es hier schon kabbelig. Aber es ist eine ganz interessante Erfahrung. Dazu leuchtet Alderney in der Abendsonne.

Alderney und das Race

Wir laufen in den Hafen von Alderney ein. Stege gibt es hier nicht, nur Bojen, an denen man festmachen kann. Leider sind alle Muring-Bojen direkt hinter dem Wellenbrecher schon belegt. Deshalb müssen wir eine Muring im westlichen Teil der Bucht nehmen. Hier ist es ganz schön schaukelig. Aber wir liegen sicher und können den Abend genießen.

Am nächsten Morgen werden wir durch die Schaukelei recht früh wach und brechen zeitig auf, um wieder ans französische Festland zu kommen.

Wir können den Strom des Alderney Race voll mitnehmen und werden geradezu in Richtung Normandie katapultiert. Leider lässt der Wind zu wünschen übrig. Wir probieren es mit dem Spinnaker, aber die kabbeligen Wellen sind stärker als der Hauch von Wind. Nach einer guten halben Stunde holen wir das bunte Segel wieder ein und motoren. Gegen Mittag erreichen wir in Cherbourg (pünktlich bevor der Strom in die falsche Richtung setzt). Nun sind wir in der Normandie und gewöhnen uns so langsam aber sicher an den Gedanken, dass es nicht mehr ganz so weit bis zu unserem Heimathafen ist.


Muringfeld von Alderney
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