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La Palma – Madeira – Portimao: Gegen Strom und Wind von den Kanaren zurück auf das europäische Festland



Vor zwei Jahren haben wir auf Teneriffa ein Seglerpaar kennengelernt und uns mit ihnen über die Möglichkeit unterhalten, auf den Kanaren zu überwintern und dann ins Mittelmeer zu segeln. Unmöglich, meinten beide, weil wir von den Kanaren aus den Wind und den Golfstrom gegen uns haben. Man könne leichter auf die Azoren segeln, als nach Madeira – von Gibraltar ganz zu schweigen.

Jetzt ist es Mitte Februar 2012, wir haben den Winter auf den Kanaren verbracht und wollen nun ins Mittelmeer. Unmöglich? Mal sehen …

Unser Plan ist es, Störungen der üblichen Nordostpassatlage zu nutzen und uns über Madeira nach Norden und Nordosten zu hangeln. Sehr hilfreich dabei sind die Grib-Files, die wir uns mit UGRIB auf unseren Rechner herunterladen. Die Grib-Files liefern uns eine Windvorhersage von sieben bis acht Tagen. Aus der bisherigen Erfahrung heraus wissen wir, dass die Vorhersagen für einige Tage recht stabil und zuverlässig sind.

Von La Palma nach Madeira (11.2.2012-13.2.2012)

Am Samstag, den 11. Feburar, werfen wir um 0900 Uhr die Leinen in Tazacorte los, um Richtung Madeira zu segeln (250 Seemeilen). Julia und Uli winken uns noch zum Abschied. Nach einem kurzen Stop an der Tankstelle geht es los. Bis einschließlich Sonntagnacht ist sehr wenig Wind angesagt. Wir stellen uns auf eine lange Motorfahrt ein.

Und so kommt es auch tatsächlich. An der Nordspitze von La Palma reicht der Wind noch aus, um zwei Stündchen zu segeln. Dann werfen wir den Jockel an und motoren Richtung Norden. Dabei halten wir uns etwas östlich von unserem eigentlichen Ziel, Calheta, denn in der Nacht auf Montag soll der Wind aus Nordost bis Ost zurück kommen. Sollte dies so eintreffen und wir weit genug östlich sind, haben wir es nicht so schwer gegenan.

Der erste Tag verläuft sehr unspektakulär. Bis auf ein paar Delfine, die sich kurz blicken lassen und ein Containerschiff, das uns in sicherem Abstand überholt, passiert nichts. Gegen 1900 versinkt die Sonne im Meer (verdeckt von Wolken). Petra legt sich hin. Ich übernehme die erste Nachtwache von 2000 Uhr bis 2300 Uhr. Danach löst Petra mich ab. Um 0200 Uhr bin ich wieder dran, Petra geht nochmal um 0500 Uhr für drei Stunden auf Wachstation.

Der Sonntagmorgen ist trübe. Dicke Regenwolken hängen über dem Meer und lassen hier und da ein paar Schauer ab. Auch wir kriegen ein paar Tropfen ab. Gegen Mittag ist das Regengebiet durchgezogen und die Sonne kommt raus. Die See ist absolut ruhig. Mittlerweile sind wir schon ein gutes Stück in Richtung Osten gekommen. Caletha liegt nun genau nördlich. Wir ändern den Kurs und laufen direkt auf Caletha zu.

Plötzlich beginnt der Motor zu stottern und stirbt ab. Hört sich an, als ob kein Treibstoff mehr vorhanden wäre. Kann aber eigentlich nicht sein, denn wir hatten vollgetankt und haben bislang maximal die Hälfte des verfügbaren Treibstoffes verbraucht. Ein Blick auf den Peilstab gibt uns Recht, der Tank ist noch knapp zur Hälfte voll. Ich entlüfte den Motor. Offensichtlich hatte der Motor beim Dieselansaugen Luft gezogen. Vielleicht durch Wellen und Schräglage? Jedenfalls springt der Motor nach der Entlüftung wieder an - wenn auch zunächst widerwillig.

Wenig später frischt der Wind etwas auf und wir segeln wieder ein Stück. Nach einer guten Stunde ist es damit aber auch schon wieder vorbei. Also motoren wir wieder ... Um 1520 Uhr ist der Wind wieder da und bleibt einigermaßen stabil. Endlich! Wir segeln in die Nacht. Wie gestern übernehme ich die erste Wache. Über uns ein fantastischer Sternenhimmel. Und keine 100 Meilen mehr bis nach Madeira.

Kurz vor Ende meiner Wache muss ich doch noch einmal den Motor starten. Der Wind wird zu schwach. Aber das soll nicht lange so bleiben. Gegen 0030 Uhr weckt mich Petra, damit wir gemeinsam wieder die Segel setzen. Nun frischt der Wind auch richtig auf. Das Boot wird sicher gesteuert durch unseren Windpiloten. So rauschen wir Madeira durch die Nacht entgegen.

Der Wind wird stärker und das Boot stampft ziemlich durch die Wellen. Das hört sich unter Deck an, als ob jemand mit dem Hammer auf den Rumpf haut. Aber Sophie bahnt sich tapfer ihren Weg durch die Wellen. Bereits 50 Meilen vor Madeira sind die ersten Lichter der Insel zu erkennen. Morgens ist die Insel dann erst mal wieder versunken in Dunstschwaden. Aber wir wissen ja, dass sie da ist ...

Mit Rauschefahrt bei 5-6 Windstärken und Sonnenschein bringen wir die letzten Meilen hinter uns. Erst kurz vor der Insel beginnt eine Windschattenzone. Die letzten 8 Meilen legen wir unter Motor zurück. Dann haben wir die Marina von Calheta erreicht.

Zwei Wochen Madeira (13.2.2012-1.3.2012)


Madeiras grüne Berge

Wir verbringen zwei sehr schöne Wochen auf Madeira. Calheta verlassen wir bereits am nächsten Tag. Die Marina ist eigentlich aus Sicherheitsgründen geschlossen, weil am Steilhang darüber Arbeiten stattfinden. Also geht es gleich weiter nach Funchal. Hier liegen wir ganz gut an der Mole und genießen es, wieder in dieser schönen Stadt zu sein. Außerdem haben wir Gelegenheit, den Samba-Karneval von Madeira mit zu erleben. Natürlich besuchen wir auch wieder das Fado-Lokal (Sabor a Fado). Die singende Familie erkennt uns wieder und wir verbringen einen ganz tollen Abend dort.

Samba-Karneval in Funchal

Auf Madeira bekommen wir Besuch von Olafs Eltern. Leider müssen wir die Marina Funchal kurzfristig verlassen, um Platz für die Begleitboote der Surf-EM zu schaffen. Die einzige Alternative ist Quinta do Lorde im äußersten Osten der Insel. Um nahe bei den Eltern zu sein, mieten wir uns spontan im gleichen Hotel in Funchal ein. Ein Woche Landurlaub …

Wir nutzen die Zeit mit den Eltern, um Madeira noch einmal ganz intensiv zu erkunden. Unter anderem machen wir einen Ausflug auf die Hochebene im Westen der Insel, gehen dort etwas wandern und fahren dann weiter nach Nordwesten in den Ort Porto Moniz. Wir besuchen auch Câmara do Lobos, den alten Fischerort im Westen von Funchal. Außerdem verbringen die Eltern einen Abend bei uns an Bord.

Funchal Bacalhao trocknet
in der Sonne
Wellen im Nordosten

Als ganz besonderes Erlebnis wird uns allerdings immer in Erinnerung bleiben, dass wir noch einmal im Fado-Lokal waren und Olaf die Ehre hatte, Alexandra Sousa auf der Gitarre zu begleiten (Silencio).


Olaf begleitet Alexandra Sousa auf der Gitarre

Am 1.3.2012, die Eltern sind bereits wieder nach Deutschland geflogen, bekommen wir erneut Besuch. Moritz, der Sohn unserer Segelfreundin Kathrin, kommt an Bord, um uns bei der langen Überfahrt Richtung Festlandeuropa zu unterstützen. Bislang haben wir alles alleine (also zu zweit) hinbekommen. Aber zu dritt ist es wesentlich einfacher, weil man zwischen den Nachtwachen wenigstens mal 6 Stunden Schlaf am Stück bekommen kann. Zufällig hatte Moritz gerade Zeit (Lust sowieso!) und so haben wir ihn eingeladen, uns zu begleiten.

Spannend wird es jetzt nur noch, das richtige Wetterfenster zu erwischen … und wir haben Glück. Bereits am 1. März scheint das Wetter zu passen.

Die große Überfahrt von Madeira nach Portimao (1.3.2012-5.3.2012)


Delfine im Sonnenaufgang (Copyright: Moritz Seidel)

Wir brechen am Donnerstag, den 1. März, um 1200 Uhr zu unserer vorerst letzten großen Überfahrt auf. Moritz hat also kaum Gelegenheit, Madeira zu genießen. Kaum an Bord, legen wir schon ab :-) Aber das ist umso schöner, denn dann können wir noch gemeinsam eine schöne Zeit unter Segeln in Portugal und Spanien verbringen, bevor er wieder zurück nach Hause fliegen muss.

Unser Ziel ist Portimao an der Südküste Portugals. Gute 500 Seemeilen liegen vor uns. Dafür brauchen wir voraussichtlich 4 Tage. Die Wetterprognose hat drei Tage lang Flaute angesagt. In der Nacht zum vierten Tag soll der Wind deutlich auffrischen und aus Norden kommen. Deshalb ist unser Plan, zunächst die Nordwindzone, etwa zwischen dem 36sten und 37sten Breitengrad, zu erreichen, um von da aus dann mit halbem Wind nach Portugal zu kommen.

Dieser Plan geht vollständig auf. Die Wetterprognose (Grib-Files aus den USA) ist auch für 4 Tage sehr exakt. Drei Tage Flaute, in der Nacht zum vierten Tag Nordwind – und zwar kräftig …

Nach der Umrundung der letzten Landspitze von Madeira begrüßen uns Delfine. Als ob sie uns eine gute Fahrt wünschen würden … und die Sonne scheint dazu. Bis in die späten Nachmittagsstunden reicht das bisschen Wind noch, um zu segeln. Gegen halb sechs ist dann Feierabend und der Jockel wird angeworfen. Von jetzt an läuft der Motor ununterbrochen bis Sonntagmorgen um kurz vor elf. Wir beschränken die Drehzahl auf knapp unter 1700 Umdrehungen pro Minute. So hoffen wir, etwas weniger Diesel zu verbrauchen. Wir haben knapp 200 Liter nutzbaren Diesel an Bord, aber man will ja auch nicht auf dem letzten Tropfen ins Ziel kommen. Jeden Tag gegen 1300 Uhr wird nachgetankt. Gar nicht so einfach, mit großen Kanistern auf hoher See. Aber die See ist uns gnädig. Kein Wind bedeutet auch: Keine Welle!!! Abgesehen von der immer vorhandenen langen Dünung, die uns in Zeitlupe für drei Meter hoch und wieder hinunter befördert, ist die See glatt – am Samstag sogar spiegelglatt!

Viel zu sehen gibt es nicht. Delfine kommen häufiger vorbei, auch Nachts. Portugiesische Galeeren treiben in großen Kolonien an uns vorbei. Und immer wieder sehen wir Schildkröten, die gemächlich Richtung Westen paddeln. Ziel Karibik? Auf der Höhe von Gibraltar nimmt der Schiffsverkehr etwas zu. Aber alles harmlos und unter Kontrolle. Die Dicken fahren in großem Abstand an uns vorbei.

Die Stimmung an Bord ist gut. Moritz ist eine echte Bereicherung für das Bordleben. Vor allem tut es gut, nachts die Wachen auf drei Personen aufzuteilen. Dadurch bleibt genügend Schlaf für jeden von uns. Trotzdem geht es Petra und mir in Bezug auf Seekrankheit nicht so gut. Petra hat Pflaster geklebt und die helfen einigermaßen. Ich bekomme bereits am zweiten Tag wieder Kopfschmerzen. Da ich vermute, es handelt sich um eine Art Migräne, werfe ich dieses mal eine Migränetablette dagegen ein. Nebenwirkung: Übelkeit und Erbrechen! Zwei Stunden später muss ich mich dann auch tatsächlich übergeben. Premiere! Zum ersten Mal beim Segeln die Fische gefüttert! Aber ich hätte drauf verzichten können. Immerhin, nach viel Schlaf gehen die Kopfschmerzen ein wenig zurück. Ich habe aber auch den Eindruck, die SuperPep-Kaugummis helfen besser dagegen. Die Migränetabletten habe ich seitdem nicht mehr angerührt.

Am Sonntagmorgen dann endlich die erste Brise aus Nordwest. Super!!!! Segel hoch und los! Der Wind ist zwar noch schwach, aber für 4,5 Knoten Fahrt über Grund reicht es. Und wir sind gut in der Zeit. Wie wohltuend, den Motor endlich ausmachen zu können! So segeln wir nun gut gelaunt bei Sonnenschein (wie auch in den letzten Tagen) in den Abend hinein. Petra hat das Pflaster abgesetzt – jetzt ist ihr nicht mehr so gut. Sie wird von der Wache befreit. Moritz und ich teilen uns die Wachen auf.

Pünktlich Nachts um 0000 fängt es an zu blasen. Erst mit 4 Beaufort, dann mit 5 Beaufort. Ich stehe um 0200 Uhr zu meiner zweiten Wache auf. Wir drehen bei und legen das erste Reff ins Großsegel. So ausgerüstet halten wir auf die nördliche Grenze des vor uns liegenden Verkehrstrennungsgebietes zu. Hier ist mit vielen dicken Pötten zu rechnen, die um die Südspitze von Portugal herum nach Gibraltar oder nach Norden wollen. Einen der Dicken funke ich an und bitte ihn, uns im Auge zu behalten. Das macht er auch. In ausreichendem Abstand fährt er ein deutlich sichtbares Ausweichmanöver und gewährt uns die Vorfahrt (wie es die Regeln vorschreiben). Echt gut.

Der Wind nimmt weiter zu. Jetzt wehen 6 Beaufort um uns herum, die stärkste Böe mit 26 Knoten (fast 7 Beaufort). Das hält der Reffblock irgendwann nicht mehr aus und löst sich in seine Bestandteile auf. Toll!! Das ist nun schon zum zweiten mal passiert. Warum gebe ich eigentlich 100 EUR für solche Blöcke aus, wenn die nichts aushalten? Ich wecke Moritz, wir drehen bei und legen das zweite Reff ein. Dann lege ich mich schlafen.

Moritz hält tapfer durch und steuert unsere Sophie durch Wind und Wellen um das Kap Sao Vicente herum. Dahinter lässt der Wind spürbar nach und schläft irgendwann ein. Die Sonne scheint, die See ist wieder ruhig. So langsam kehren die Lebensgeister in uns zurück. Die letzten Meilen legen wir unter Motor zurück. Kurz vor Portimao kreuzt eine Gruppe sehr großer Delfine, die sich wie Wale fortbewegen, unseren Weg. Oder sind es Wale, die wie Delfine aussehen? Irgendwie schließt sich damit der Kreis …

Die Marina Portimao ist modern mit allen Annehmlichkeiten. Wir trinken erst mal einen Anlegerschluck und freuen uns, diese schwierige Passage (wahrscheinlich die Schwierigste unseres ganzen Törns) so gut gemeistert zu haben. Und dazu lacht die Sonne und es ist wärmer als in Madeira ... Südeuropas Küste liegt nun vor uns.


Land in Sicht! (Copyright: Moritz Seidel)
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